New Mexico – Land der Verzauberung

 

Der Name New Mexico stammt von den spanischen Eroberern, die damit das Land westlich und nördlich des Rio Grande bezeichneten. New Mexico wird auch Land der Verzauberung (Land of Enchantment/Tierra de Encanto) genannt. New Mexico ist geprägt durch die Lage auf einer Hochebene. Diese ist jedoch nicht uniform, sondern der Übergangsbereich von vier geologischen Provinzen Nordamerikas. Von Osten steigt das Gelände aus den Prärien der High Plains flach an. Der Südwesten des Staates ist Teil der Chihuahua-Wüste, die zur Basin and Range-Provinz gehört. Von Nordwesten ragt das Colorado-Plateau bis nach New Mexico und im Norden reichen mit der Sangre de Cristo Range die südlichsten Teile der Rocky Mountains bis Santa Fe. Der Reichtum an Landschaftsformen, die klare Luft mit dem meist blauen Himmel und die abwechslungsreichen bunten Gesteine sind charakteristisch für New Mexico.

 
 

Samstag, 12.09.2015: Wir lassen es gemütlich angehen. Nachdem alles gepackt ist gehen wir an die Hörn und sehen beim Drachenbootrennen zu. Der Kielius um 17:15 Uhr bringt uns nach Hamburg. Im Radisson Blu beziehen wir unser Zimmer, essen im Flughafen  noch ein belegtes Brötchen und trinken noch etwas an der Bar des Hotels.

Sonntag, 13.09.2015: Um 6:00 Uhr beendet der Wecker die Nacht. Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet im Radisson Blu Hotel checken wir unsere Taschen ein und gehen durch die Sicherheitskontrolle. Zum Glück ist nicht viel los und es klappt wie am Schnürchen. In Amsterdam haben wir nur eine knappe Stunde zum Umsteigen, so dass es auch hier keine langen Wartezeiten gibt. Fast 9 Stunden dauert der Flug nach Atlanta. Drei Filme aus dem frei wählbaren Programm verkürzen die Zeit und als wir über die Südspitze Grönlands fliegen, können wir einen Blick auf die Landschaft und die Eisberge werfen. In Atlanta ist die Hölle los: In einer langen Schlange müssen wir auf einem Flur warten um in die eigentliche Halle zur Einwanderung zu gelangen. Es geht dann allerdings schneller als erwartet und wir können die Formalitäten erstmals an einem Automaten erledigen. Gerade rechtzeitig zum Boarding sind wir an unserem Gate und überstehen auch noch die letzten drei Stunden bis nach Albuquerque. Per Shuttle kommen wir zum vorgebuchten Hotel. In der Lobby gibt es noch eine heiße Suppe und im Pool und Whirlpool erholen wir uns von den Anstrengungen des langen Fluges. Fast 24 Stunden sind seit dem Aufstehen vergangen, als wir schließlich wieder im Bett liegen.

Montag, 14.09.2015: Der Jetlag macht uns zu schaffen und sind wir in der Nacht häufig auch längere Zeit wach. Das Frühstück im Hotel ist besser als erwartet und wir unternehmen anschließend einen kleinen Spaziergang in die Umgebung. Da wir spätestens um 11:00 Uhr das Zimmer räumen müssen, lassen wir uns noch etwas Zeit und lesen bzw. surfen im Internet. Mit einem Taxi kommen wir zur Station von Cruise America, müssen aber noch auf unser Auto warten. Wir gehen zu einem nahegelegenen Home Depot Baumarkt und essen bei Ihop, einer uns bis dato unbekannten Restaurantkette, zu Mittag. Jetzt können wir auch den Camper, ein 19 Fuß (5,7 m) langes Alkoven-Mobil,  übernehmen, verstauen unsere Sachen und fahren zu einem Supermarkt in der Nähe. Als schließlich auch der Großeinkauf seinen Platz gefunden hat, kann es losgehen – on the road again! Wir fahren auf dem als National Scenic Byway ausgeschilderten Turquoise Trail in Richtung Santa Fe. Der Turquoise Trail war bereits vor 2.000 Jahren eine bedeutende Handelsroute: Damals gelangte in Cerrillos abgebauter Türkis erstmals südwärts zu den blühenden Zivilisationen im heutigen New Mexico. In Madrid, einer ehemaligen Bergbausiedlung unternehmen wir einen kleinen Rundgang. Hippies haben Mitte der 1970er-Jahre den verlassenen Ort zu neuem Leben erweckt und bis heute eine blühende Künstlerkommune geschaffen. Kurz bevor wir Santa Fe erreichen, finden wir auf dem Santa Fe Skies RV Park einen Platz für die Nacht, mit 45 $ allerdings kein Schnäppchen. Zum Abendessen gibt es nur noch ein Stück Brot und anschließend einen kleinen Spaziergang um den Platz mit Blick auf die umliegenden Berge.

Dienstag, 15.09.2015: Als wir beim Frühstück sitzen gibt es einen kurzen Regenschauer, anschließend klart es sofort wieder auf. Santa Fe ist die fast ein wenig provinziell wirkende aber sehr attraktive Hauptstadt New Mexicos. Schon vor Jahrzehnten erlassene Baugesetze sorgen dafür, dass die einfallslose, kleinstädtische Zweckarchitektur, wie sie in vielen US-Städten zu sehen ist, nicht nur aus dem historischen Zentrum um die Plaza verbannt blieb. Der ein- bis dreistöckige, von der Pueblo-Kultur inspirierte Adobe-Baustil überwiegt nicht nur im Zentrum der Altstadt, sondern dominiert fast die gesamte Architektur von der Familienvilla in den Vororten über die öffentlichen Gebäude und Hotels bis zu den Shopping Malls. Die spanisch-mexikanische Epoche, obwohl nach fast 250jähriger Dauer bereits 1846 beendet, hat Santa Fe bis auf den heutigen Tag stärker geprägt, so scheint es, als der American Way of Life seither. Wir beginnen unseren Besuch mit der San Miguel Chapel von 1610, der ältesten noch ihrer Bestimmung dienenden Kirche der USA. Gegenüber dieser Kapelle befindet sich das älteste Haus der USA, heute ein Restaurant. Die auffälligsten Bauten im Adobe-Stil liegen rund um die zentrale Plaza und sind wie der Palace of the Governors bereits kurz nach der Gründung der Stadt durch die Spanier 1610 entstanden. Auf dem überdachten Gehsteig dieses ältesten erhaltenen öffentlichen Gebäudes der USA breiten tagtäglich Indianer aus den umliegenden Pueblos ihren Schmuck und andere kunstgewerbliche Arbeiten zum Verkauf aus. Wir stärken uns mit einem leckeren Burrito, ehe wir uns die Ausstellung im New Mexico Museum of Arts, das sich mit seinen Ausstellungen auf die Kunst des Südwestens konzentriert, ansehen. Im Georgia O´Keeffe Museum wird gerade eine neue Ausstellung aufgebaut und das Museum ist leider zurzeit nicht zugänglich. Als nächstes sehen wir uns die 1886 vollendete St. Francis Cathedral an, die mit der Conquistadora Chapel, das wahrscheinlich älteste Marienheiligtum des Landes enthält. Wir sind gerade wieder am Auto, als es einen kurzen Regenschauer gibt. Wir machen uns über die Interstate 25 auf den Weg nach Pecos, wo wir uns im die Ruinen des Pecos Pueblo ansehen wollen. Da der Park bereits um 16:30 Uhr schließt, ist es heute für einen Besuch schon zu spät und wir begnügen uns mit dem kleinen Museum und sehen uns einen Film über den Park an. Nördlich von Pecos finden wir im Santa Fe National Forest, auf dem einfachen Field Tract Camp Ground im Tal des Pecos River, einen Platz für die Nacht.

Mittwoch, 16.09.2015: Auch in dieser Nacht macht sich der Jetlag noch weiter bemerkbar. Die Mängelliste des Cruise America Campers wird heute noch etwas erweitert: Neben den beiden kaputten Schiebladen verweigert auch der Warmwasserboiler seinen Dienst. Das warme Wasser zum Waschen machen wir uns also im Teekessel warm. Wie sich später herausstellt, bekommt der Brenner zu wenig Luft. Durch das Öffnen der Serviceklappe lässt sich dieses Problem kurzfristig lösen. Bei Temperaturen um die 30 Grad ist es da schon ein etwas größeres Problem, dass die Klimaanlage des Autos nur warme Luft produzieren kann. Unser erstes Ziel ist dann noch einmal der Pecos National Historic Park. Der sehr schön angelegte Rundweg führt uns zu zwei Pueblo Ruinen und den Überresten einer spanischen Missionskirche. Als die ersten Spanier einst das Pecos Pueblo erreichten, fanden sie einen fünfstöckigen Bau mit 700 Räumen, der als wichtigstes Zentrum für den Handel zwischen den Pueblo- und den Prärie-Indianern im Osten fungierte. Anfang des 19. Jahrhunderts verließen die letzten Indianer das Pueblo. Wir sind etwa 1½ Stunden in den Ruinen unterwegs und gehen auch in die beiden Kivas, die unterirdischen Versammlungs- und Zeremonienräume hinein. Wir fahren über Santa Fe nach Española, wo wir uns südwestlich der Stadt die Puye Cliff Dwellings, weitere Überreste der Pueblo-Indianer ansehen. Die Felssiedlungen sind nur mit einer Führung zugänglich und die indianischen Führer sind direkte Nachfahren der ursprünglichen Bewohner. Um 900 zogen Indianer aus dem Gebiet des Chaco Canyons und Mesa Verde zum Pajarito Plateau. Der Fels besteht hier aus relativ weichem Tuffgestein, den Überresten eines gewaltigen Vulkanausbruchs. Erste Höhlen wurden in die Felswand gegraben und später um Pueblobauten erweitert. Bis zu 2.500 Menschen lebten in den Puye Cliff Dwellings, ehe die Siedlung zu Beginn des 1600 Jahrhunderts aufgegeben wurde. Die Bewohner zogen in das nahegelegene Santa Clara Pueblo, wo ihre Nachfahren noch heute leben. Unser Führer Elaja nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit und zeigt uns neben den eigentlichen Fels-Wohnungen auch Teile von Töpferwaren und Felszeichnungen seiner Vorfahren. Für unsere Weiterfahrt nach Taos biegen wir in Española von der Hauptverbindung ab und fahren über die so genannte High Road (Highway 76, 518), eine schöne aber kurvenreiche Strecke durch das Bergland. In Chimayó sehen wir uns das Santuario de Chimayó, eine kleine Adobekapelle mit Zwillingstürmen an. Die Kapelle ist nicht nur außergewöhnlich hübsch, sondern wohl auch die wichtigste religiöse Stätte in ganz New Mexico. Sie wurde 1816 an einer Stelle errichtet, an der die Erde wundersame Heilkräfte besitzen soll. Im Inneren befindet sich in einer kleinen Grube heilige Erde, die von den Gläubigen zur Behandlung ihrer Leiden genutzt wird. In der Karwoche ist das Santuario de Chimayó Ziel von Tausenden Pilgern aus dem ganzen Land. In dem kleinen Ort Ranchos de Taos trifft die High Road wieder auf die Hauptstraße nach Taos. Wir beziehen am Ortsrand Quartier auf dem Taos Valley RV Park & Campground und verschieben den Besuch auf morgen.

Donnerstag, 17.09.2015: Auf dem Weg in die Stadt ergänzen wir unsere Vorräte. Das 1615 von den Spaniern gegründete Taos sieht mit seinen Adobe-Gebäuden um die zentrale Plaza aus wie eine Miniaturausgabe von Santa Fe. Genau wie Santa Fe ist auch Taos ein Künstlerort mit vielen Galerien und Schmuckgeschäften. Die eigentliche Sehenswürdigkeit der Stadt ist das von der UNESCO als World Heritage Site anerkannte Taos Pueblo einige Kilometer nördlich der Stadt. Wir bummeln durch die Kit Carson und Bent Lane und umrunden einmal die seit 1796 bestehende Plaza. Wie schon bei unserem ersten Besuch, sind wir auch heute wieder von der Adobe-Architektur begeistert. Unser nächstes Ziel ist die 12 Meilen nordwestlich der Stadt gelegene Rio Grande Gorge Bridge. Die 1965 fertiggestellte, 152 m lange Stahlbrücke führt den Highway 64 in einer Höhe von 198 m über den Flusslauf des Rio Grande. Wir genießen den Ausblick von der Brücke auf die schroffen Wände der Schlucht und die Sangre de Cristo Mountains im Hintergrund. Wir folgen dem Highway 64 noch ein kleines Stück weiter bis zu den Earthships, einer Siedlung mit Gebäuden, die ausschließlich aus recycelten Materialien bestehen. Uns kommt es eher wie eine Hippiekolonie vor und wir verzichten auf einen Besuch. Wir machen uns stattdessen auf den Weg zum Enchanted Circle, einer 84 Meilen langen Panorama-Rundroute entlang der Highways 522, 38 und 64. Auf einer Landschaftlich sehr reizvollen, wenn auch nicht spektakulären Strecke, umrunden wir so einmal den Wheeler Peak, den mit 4.011 m höchsten Berg New Mexicos. Von Questa aus geht es hinein in die Bergwelt und über den 2.993 m hohen Bobcat Pass. Im Carson National Forest spazieren wir über das Gelände des geschlossen Columbine Canyon Campground und können einige Streifenhörnchen beobachten. Mit Red River erreichen wir das touristische Zentrum der Region, die überwiegend auf den Wintersport ausgerichtet ist. Bei Eagle Nest führt die Straße am gleichnamigen See entlang und wir können am Straßenrand einige Präriehunde beobachten. Über einen weiteren Pass mit 2.773 m Höhe kommen wir zurück nach Taos. Wir fahren zum Taos Pueblo, einem seit fast 1.000 Jahren bewohnten Pueblo, das aus verschachtelten, mehrstöckigen und stufenförmig übereinander angeordneten Bauten im Adobe-Stil besteht. Das Pueblo hat aber für heute schon geschlossen. So fahren wir zu unserem Campingplatz zurück und waschen noch unsere Wäsche.

Freitag, 18.09.2015: Heute Morgen fahren wir direkt zu dem 1987 von der UNESCO als World Heritage Site anerkannten Taos Pueblo, einige Kilometer nördlich der Stadt. Das berühmteste Pueblo New Mexicos, das aus verschachtelten, mehrstöckigen und stufenförmig übereinander angeordneten Bauten im Adobe-Stil besteht, wird seit fast 1.000 Jahren ununterbrochen bewohnt. Unter den zahlreichen Pueblos im Südwesten der USA war Taos Pueblo die bedeutendste und auch die nördlichste Ansiedlung der sesshaften Indianer. Die Siedlung ist noch vollständig erhalten und hat sich äußerlich seit den Zeiten der spanischer Eroberer um 1540 kaum verändert. Noch heute leben etwa 150 Indianer dauerhaft in dem Pueblo und viele nutzen ihre Wohnungen innerhalb des Pueblos noch sporadisch. Hier hat sich die Pueblo-Bauweise in ihrer reinsten Form erhalten, die Mauern sind nur aus Lehm und Stroh, ohne gebackene Ziegel errichtet. Die Wände sind dunkelgelb, braun oder ocker gefärbt und vor den Häusern stehen die "hornos", kuppelförmige Backöfen, die von den Spaniern ins Land gebracht wurden. Die Spanier wiederum hatten sie von den Mauren übernommen, so dass die Indianer von Taos ihr Brot in afrikanischen Öfen backen. Eindrucksvoll sind die beiden fünf- bzw. vierstöckigen Gemeinschaftshäuser, in deren Inneres man früher nur von oben, über Leitern, hinein steigen konnte. Die Öffnungen für Fenster und Türen wurden erst später gebrochen. Zentrum des Dorfes ist die von einem kleinen Fluss durchflossene Plaza, begrenzt vom North und South Pueblo. Vom Missionseifer der Spanier zeugt die Missionskirche San Geronimo am Eingang zum Pueblo. Obwohl 90% der Pueblo-Indianer katholisch sind, dominiert der Einfluss des Kaziken, des geistlichen Führers des Dorfes und öffentliche Zeremonien werden von traditionellen indianischen Tänzen und Gesängen begleitet, die keinen christlichen Einfluss erkennen lassen. Fast drei Stunden erkunden wir das Pueblo und kaufen zum Abschluss noch frisches Brot und Obsttaschen frisch aus einem der hornos. In einer Bank versorgen wir uns am Automaten mit Bargeld und fahren auf dem Hwy 68, der Low Road, auf landschaftlich schöner Streck zurück nach Española. Von hier aus folgen wir dem Hwy 84 in nördlicher Richtung und halten am Abiquiú Inn. Hier befindet sich auch die Außenstelle des Georgia O´Keeffe Museum, von dem aus Touren zur ihrem Haus und Studio angeboten werden. Diese Touren müssen im Voraus gebucht werden und wir hatten uns in Santa Fe gegen eine Buchung entschieden. Auf Nachfrage können wir uns aber den einleitenden siebenminütigen Film ansehen, der den Tour-Gästen zu Beginn gezeigt wird. Unser Ziel ist die Ghost Ranch, die 13 Meilen nördlich von Abiquiú liegt. Hier lebte und arbeitete Georgia O´Keeffe bevor sie ihr Haus in Abiquiú bezog. Schon auf dem Weg zur Ranch bekommen wir einen Eindruck von der wunderschönen Landschaft, die Georgia O´Keeffe zu ihren Gemälden inspiriert hat. Über den Abiquiú Lake fällt unser Blick auf den über 3.000 m hohen Tafelberg Cerro Pedernal. Auf dem Gelände der Ranch wird gerade ein Film gedreht und das Team blockiert einen Teil der Zufahrtsstraße. Wir beziehen auf dem Campingplatz der Ranch einen Stellplatz und machen uns auf die Wanderung zum Chimney Rock. Der Weg schlängelt sich einen Gebirgskamm hinauf und bietet herrliche Ausblicke auf das Piedra Lumbre Basin und namensgebenden Chimney Rock. Das gesamte Gebiet besteht aus farbenfrohen Canyons, die überwiegend aus Sandstein und Gips bestehen. Unterwegs merkt Geli, dass sie die Ersatzakkus für Ihre Kamera nicht dabei hat und kehrt um. Ich gehe den Trail noch fast bis zum Ende weiter und mache mich dann ebenfalls auf den Rückweg. Das Gebiet um die Ghost Ranch ist schon ein landschaftliches Highlight. Gelis Akkus bleiben verschwunden, sie konnte sie auch im Auto nicht finden. Wir können nicht so recht glauben, dass sie beide Akkus aus ihrer Tasche verloren hat, ohne es zu merken. Da wir aber auch schon das ganze Auto untersucht haben, bleiben sie zunächst verschwunden – wenn es so bleibt, muss Geli mit einem Akku auskommen.

Samstag, 19.09.2015: Wir beginnen den Tag mit einem Rundgang über das Farmgelände und sind aufs Neue von der landschaftlichen Schönheit fasziniert. Nach gut zwei Stunden sind wir wieder am Auto und machen uns startklar. Leider ist das Filmteam immer noch an der kleinen „Westernstadt“ auf dem Farmgelände am Arbeiten, so dass wir hier nicht fotografieren können. Wir folgen einem Tipp, den Geli auf unserem Rundgang bekommen hat und fahren noch einmal zurück nach Abiquiú. In der Nähe der Dar Al Islam Mosque liegt Plaza Blanca, ein Felslabyrinth aus weiß-grauen Felssäulen – ein landschaftliches Highlight. Eine gute Stunde wandern wir durch dieses Wunderland aus Stein und setzen dann unsere Fahrt gen Norden fort. Wir verlassen den Highway 84 wenige Meilen nördlich der Ghost Ranch und biegen auf die unbefestigte Forest Service Road 151 ab, die zum Monastery Christ in the Desert führt. Unser Ziel ist jedoch nicht Benediktinerkloster selbst, sondern die wunderschöne Strecke durch das geologische Wunderland des Tals des Rio Chama. Wir fahren 8 Meilen bis zum zweiten Aussichtspunkt auf den Fluss. Die Landschaft ist schlichtweg grandios und die Piste ist sehr gut zu befahren, wenn es auch im Wohnmobil immer fürchterlich scheppert. Zurück auf dem Highway folgt mit dem Echo Amphitheater gleich der nächste Stopp. Ein muschelförmiger Ausbruch in der Felswand bietet neben dem landschaftlichen Reiz auch noch ein schönes Echo. Nördlich von Tierra Amarilla verlassen wir den Highway 84 und suchen uns im Heron Lake State Park einen Platz für die Nacht. Der Campingplatz ist zwar sehr schön, liegt aber anders als erwartet, nicht direkt am See. Wir machen es uns auf dem Platz gemütlich und sitzen noch so lange draußen, bis es uns zu kühl wird. Damit geht der bislang landschaftlich spektakulärste Tag der Reise mit herrlichem Sommerwetter zu Ende.

Sonntag, 20.09.2015: Wir fahren zum Heron Dam um wenigstens noch einen Blick vom Heron Lake zu erhaschen. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Wasserstand extrem niedrig ist. Anschließend geht es zurück zum Highway 84 und dann weiter bis nach Chama, das in einem Tal liegt, was zu den Ausläufern der Rocky Mountains gehört. Bedeutung erlangte Chama 1880 mit dem Anschluss an die Denver & Rio Grande Railroad. Deren schönstem Teil folgt heute einer der malerischsten Zugfahrten des gesamten Westens; die übrige Strecke ist stillgelegt. Zwischen Chama und Antonito überquert die längste und höchste Schmalspurstrecke für Dampfloks in den USA (Cumbres & Toltec Scenic Railway) den 3.052 m hohen Cumbres Pass. Am Bahnhof stehen zwei der Loks unter Dampf und eine Gesellschaft in Westernkleidung bereitet sich auf eine private Fahrt mit der Bahn vor. Mit einem der „Cowboys“ komme ich ins Gespräch und er war sogar schon einmal in Kiel. Wir kaufen in der Mountain View Mall einen Kokopelli für unseren Balkon und ergänzen in kleinen Supermarkt des Ortes unsere Vorräte. Der Gas- und CO²-Alarm des Wohnmobils nervt uns ein wenig und wir können das Problem erst bei einer Mittagspause lösen. Unser heutiges Ziel ist der Navajo Lake State Park am gleichnamigen See, der durch das Aufstauen des San Juan River entstanden ist. Auf dem Pine Campground finden wir einen schönen Stellplatz mit Blick auf den See. Wir folgen einem Trail, der in der Nähe unseres Platzes beginnt, zum Ufer des Sees, genießen die schöne Landschaft und machen es uns gemütlich. Ich speichere die GPS-Koordinaten von einigen der Aztec Arches, die wir uns morgen ansehen wollen. Durch Zufall entdecke ich einen von Gelis vermissten Akkus, der sich im Fahrersitz verklemmt hat, der zweite bleibt verschollen. So hat Geli aber wenigstens wieder einen  Ersatzakku.

Montag, 21.09.2015: Auf dem Highway 173 fahren wir in Richtung Aztec. Entlang dieser Strecke liegen der Pilares und der Potter Canyon, in denen sich einige der 291 Sandsteinbögen befinden sollen – die Aztec Arches. Ich hatte schon zuhause die Informationen zu einigen dieser Bögen aus dem Internet recherchiert und so machen wir uns auf die Suche. Dank der GPS-Koordinaten auf mein Garmin können wir die Rooftop, Two Cracks, Petroglyph und Peephole Arch leicht lokalisieren. Aber auch ohne die Arches sind die Felsformationen des Pilares Canyon schon einen Besuch wert und ein weiteres landschaftliches Highlight. Ein paar Meilen weiter verlassen wir den Highway erneut und fahren zum Potter Canyon. Hier haben wir zwar keine GPS-Koordinaten aber die Arches lassen sich schon mit bloßem Auge gut erkennen. Hier sehen wir uns die Pillar und die Outcrop Arch an. Auf dem Parkplatz an einer Gasbohranlage gibt es dann nach drei Stunden Arches erst einmal eine Stärkung bevor wir unsere Fahrt nach Aztec fortsetzen. Im gut sortierten und freundlich geführten Besucherzentrum der Stadt versorgen wir uns mit Informationen für unsere Weiterfahrt und verewigen unsere Herkunft mit einem Pin auf der Weltkarte. Unser nächstes Ziel ist das Aztec Ruins National Monument, das seinen Namen einer Fehleinschätzung der ersten Siedler verdankt, die irrtümlich annahmen, dass nur Angehörige des berühmten Aztekenvolkes in Mexiko so bemerkenswerte Gebäude hätten errichten können. Es handelt sich aber um eine Anlage der Pueblo-Indianer, die zur Blütezeit der Chaco-Kultur Anfang des 12. Jahrhundert errichtet wurde und deren Bewohner engen Kontakt mit den Menschen im Chaco Canyon hatten. Mit dem Niedergang der Chaco-Kultur um 1150 wurde auch dieses Pueblo aufgegeben. Fast 80 Jahre später ließen sich von der Mesa Verde Kultur beeinflusste Pueblo-Indianer hier nieder und nahmen umfangreiche An- und Umbauten an dem Pueblo vor. So lassen sich im Aztec Ruins NM nicht nur zwei verschiedene Baustile nachweisen, Archäologen haben auch verschiedene Artefakte gefunden, die den unterschiedlichen Kulturlinien der Pueblo-Indianer entstammen. Mit dem Niedergang der Mesa Verde Kultur gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde auch das Pueblo von Aztec endgültig aufgegeben. In dem Zeitraum von der Wiederentdeckung im Jahre 1859 bis zum Übergang in Privateigentum 1889 wurden nicht nur zahlreiche Artefakte geplündert, sondern auch fast ein Viertel der Steine von den Siedlern als Baumaterial für ihre Häuser benutzt. Die systematischen Ausgrabungen begannen 1916 und endeten sieben Jahre später mit der Ernennung zum National Monument. Im Mittelpunkt der Aztec Ruins steht heute ein eindrucksvoller rekonstruierter Kiva mit fast kapellenartigen Ausmaßen. Im Visitor Center sind einige der Ausgrabungsfunde, Töpferwaren, Waffen und Schmuck ausgestellt. Der Campingplatz in der Nähe der Aztec Ruins hat keine Waschräume und so fahren wir weiter nach Bloomfield. Hier dauert es eine ganze Zeit bis wir den Desert Rose Campground gefunden haben, der sehr schlecht ausgeschildert ist.

Dienstag, 22.09.2015: Wir werden von Regentropfen geweckt, die auf das Autodach trommeln. Das Wetter veranlasst uns, die Reiseroute kurzfristig zu ändern. Unsere nächsten Ziele, der Chaco Culture National Historical Park und die Bisti Wilderness sind nur über Dirt-Roads zu erreichen, die bei Regen zu Schlammpisten werden. Wenn es ungünstig läuft, würden wir sogar im Chaco Canyon festsitzen. Daher fahren wir nicht wie geplant nach Süden sondern nach Norden weiter. Von Aztec aus folgt der Highway 550 dem Flusslauf des Animas River nach Colorado. Nach einem Bummel durch die alte Bergbaustadt Durango fahren wir zu unseren heutigen Etappenziel, dem Mesa Verde National Park weiter. Mesa Verde, grüne Tafel, nannten die frühen spanischen Entdecker den über 2.000 m hohen, Nadelwaldbedeckten Tafelberg im äußersten Südwesten Colorados, auf welchem sich der gleichnamige Nationalpark befindet. Die Tafel ist nach Süden hin geneigt und überragt die sie umgebende wüstenhafte Ebene um 150 bis 500 m. Nicht weniger als 10 in Nordsüdrichtung verlaufende Canyons durchfurchen den südlichen Teil der Mesa. In den Canyonwänden befinden sich die schönsten indianischen Felsnischensiedlungen Nordamerikas, die den Park zum kulturhistorisch bedeutsamsten Nationalpark der USA machen. Die Mesa Verde war vom 1. bis Ende des 13. Jahrhunderts von den Pueblo-Indianern bewohnt. Die Archäologen unterscheiden vier Kulturperioden: Die erste, die Korbflechterperiode, dauerte etwa von Christi Geburt bis 450. Die Menschen lebten in niedrigen Höhlen an den Abhängen der Mesa, jagten Wild und bauten Kürbis und Mais an. Sie stellten Gefäße von so dichtem Geflecht her, dass Wasser darin aufbewahrt werden konnte. Diese Kulturperiode wurde von der Veränderten Korbflechterperiode abgelöst. Zum erweiterten Ackerbau trat die Truthahnzucht, zur Flechterei die Töpferei, ferner kamen Pfeil und Bogen in Gebrauch. Man zog von den Höhlen auf die Mesa, wo einfache, teilweise in den Boden eingelassene Häuser, die so genannten "pithouses", gebaut wurden. Die Zeit von 750 bis 1100 wird die Periode der Dorfbildung genannt. Die Menschen schlossen sich in Dörfern, Pueblos zusammen und die Grubenhäuser wurden verbessert und zu überirdischen Lehmhäusern erweitert. In dieser Zeit tauchten erstmals Kivas auf, jene Gemeinschaftshäuser, die religiösen und gesellschaftlichen Anlässen dienten. Es folgte von 1100 bis 1300 die vierte und letzte Periode, die Große oder Klassische Puebloperiode. Die Indianer verließen die Mesa, um in den mehr Schutz bietenden großen Felsnischen der Canyons die mehrstöckigen Siedlungen aus Stein und Lehm zu bauen, die den Mesa Verde NP berühmt gemacht haben. Die Kivas wurden größer und das religiöse Leben vielfältiger. Eine verfeinerte Töpferkunst ist zu erkennen, die Töpfereien wurden mit geometrischen Formen einfarbig verziert. Im Gebiet des Nationalparks hat man über 4.000 Überreste der indianischen Besiedlung gefunden, sie reichen von Erdwohnungen und mehrstöckigen Gebäuden auf der Mesa bis hin zu Höhlendörfern in den Felsen. Die an Zahl und Zustand einzigartigen Felsenwohnungen, die "cliff dwellings", sind aber die Hauptattraktion des Parks. Auf der Suche nach ihren verirrten Rindern stießen zwei Cowboys im Jahre 1888 an den Rand eines steilwandigen Canyons. Durch dichtes Schneetreiben hindurch erblickten sie auf der anderen Seite die Umrisse von Mauern und Türmen. Voller Eifer stiegen die Cowboys zur verlassenen Stadt hinunter und durchforschten das verzweigte Netz von Räumen, das sie "Cliff Palace" tauften. Im Inneren fanden sie Steinwerkzeuge und Keramik. Später fand man heraus, dass die Räume fast sechs Jahrhunderte lang unbewohnt gewesen waren. Der Entdeckung folgten Jahre mutwilliger, ja systematischer Zerstörung, Ausdruck der Verachtung, die man damals indianischem Kulturgut gegenüber empfand. Das beim Häuserbau verwendete Holz wurde verbrannt, die Ruinen wurden teilweise niedergerissen und die Töpfereien und Knochen, Zeugen des täglichen Lebens der Pueblo-Indianer, zerstört. Die Gründung des Nationalparks 1906 gebot diesem Treiben Einhalt und die Ruinen wurden unter der Regie der Nationalparkverwaltung teilweise restauriert. Trotz intensiver archäologischer Forschung ist man sich nicht darüber im Klaren, warum die Pueblo-Indianer ihre Wohnstätten verließen. Heute glauben die Archäologen, die Pueblo-Indianer seien möglicherweise Opfer ihres eigenen Erfolges geworden. Ihr Trockenfeldbau war so ertragreich, dass die Bevölkerung anschwoll, vielleicht bis auf 5.000 Personen. Der Wald schwand, das Wild wurde weniger und die Böden erschöpften sich. Zu Jahren der Dürre und Missernten mögen noch Fehden zwischen den Dörfern oder mit anderen Indianerstämmen hinzugekommen sein. Am Ende des 13. Jahrhunderts hatten die Pueblo-Indianer das Plateau für immer verlassen. Wir folgen der zum Teil steil ansteigenden Parkstraße vom im Norden gelegenen Eingang hinauf auf die Mesa. Wir parken den Wagen beim Chapin Mesa Museum und folgen dem kurzen Pfad zum Spruce Tree House, einem der größten Felswandsiedlungen in Mesa Verde. Es enthält 114 Räume und 8 Kivas, 100 bis 125 Menschen haben in dieser Siedlung gelebt. Drei der acht Kivas sind mit rekonstruierten Dächern versehen; man kann über eine Leiter durch das Rauchloch einer Kiva in die dunkle Kammer hinuntersteigen - und sich mit etwas Phantasie in die Zeit der Pueblo-Indianer zurückversetzen. Im sehr sehenswerten Chapin Mesa Museum vermittelt eine Ausstellung ein plastisches Bild von den Felsenwohnungen, ihrer Entstehung, der Bauart der Häuser und der Lebensweise ihrer Bewohner. Hervorragende Dioramen bringen dem Besucher die wechselvolle Geschichte der Pueblo-Indianer näher und ein Film gibt einen Überblick über den Park. Umfangreiche Funde an Töpferwaren, Waffen und Kleidung werden auf interessante Weise interpretiert und ermöglichen einen kleinen Einblick in die Pueblokultur. Die Ruins Road, zwei jeweils etwa 10 km lange Schleifen, erschließen die Sehenswürdigkeiten der Chapin Mesa. Da wir bei unserem letzten Besuch vor fast 20 Jahren den Mesa Top Loop gefahren sind, nehmen wir diesmal den Cliff Palace Loop, der zum Cliff Palace und zum Balcony House führt. Der Aussichtspunkt am Cliff Palace bietet einen herrlichen Einblick in das mit 217 Räumen und 23 Kivas größte Cliff Dwelling Nordamerikas. Das Balcony House ist nur mit einer Führung zugänglich und leider von der Parkstraße auch nicht einsehbar. Südlich der Far View Lodge erreichen wir die Far View Ruins. Das Gelände um diese Ruinen war ein künstlich bewässertes Ackerbaugebiet, das von etwa 900 bis 1300 genutzt wurde. Die Ruinen einiger Häuser, eines Turmes und eines Wasserreservoirs, des "Mummy Lake" sind hier zu besichtigen. Wie auch schon auf unserer 15monatigen Reise 1996 hat uns der Mesa Verde NP auch heute wieder sehr gut gefallen und tief beeindruckt. Trotz des etwas feuchten Wetters mit gelegentlichen Schauern hat sich der Abstecher absolut gelohnt. Auf dem Ancient Cedars RV Resort gegenüber vom Nationalpark finden wir einen Platz für die Nacht. Wir beenden den Tag mit einem erholsamen Bad im Spa des Campingplatzes.

Mittwoch, 23.09.2015: Auf dem Weg zu den Duschen starten wir einen Waschgang und nach dem Frühstück ist alles wieder sauber und trocken. Wir statten dem Visitor Center des Mesa Verde National Parks noch einen Besuch ab und fotografieren den markanten Park Point (2.612 m) im Morgenlicht. Anschließend fahren wir auf dem Highway 160 nach Cortes, wo wir noch einmal tanken. Entlang der Strecke haben wir einen schönen Blick auf die Ute Mountains. Wir erreichen das Four Corners Monument, das bei aller Gradlinigkeit der Staatengrenzen in den USA der einzige Punkt ist, an dem vier Staaten (Arizona, Colorado, New Mexico und Utah) aneinander grenzen. Das Monument wurde bereits 1912 eingerichtet. Die ursprünglich aus Zement bestehende Markierung ist mittlerweile durch eine Granitplatte mit Bronzeeinlagen ersetzt worden. Die Inschrift „Four States Here Meet In Freedom Under God“ umschließt den Schnittpunkt der Staatsgrenzen. Bunte Verkaufsstände für Navajo-Schmuck, Keramik und weitere kunstgewerbliche Gegenstände bilden den Rahmen für dieses Monument. Die Bilder des Malers Will Redbird springen uns sofort ins Auge und so kaufen wir zwei Bilder im DIN-A4-Format. Wir passen einen geeigneten Moment ab und können das Monument tatsächlich einmal ohne Touristen ablichten. Bei Mexican Water überlegen wir kurz, ob wir noch einen Abstecher zum Monument Valley machen, entscheiden uns dann aber doch dagegen. So verlassen wir den Highway 160 in südlicher Richtung und steuern unser nächstes Ziel, das Canyon de Chelly National Monument an. Entlang des Highway 191 erinnert die Landschaft dann doch noch ein wenig an das Monument Valley. Auf der Landkarte sieht der Canyon de Chelly ungefähr so aus wie der Fußabdruck eines Vogels in feuchter Erde. An der Ferse liegt bei dem Ort Chinle der Eingang zum Canyon, die Zehen entsprechen seinen drei Armen: dem eigentlichen Canyon de Chelly in der Mitte, der sich nach Osten 40 km weit in das Defiance Plateau gräbt; dem Canyon del Muerto (Massacre Canyon), der sich über etwa 32 km in nordöstlicher Richtung erstreckt; und dem Monument Canyon, der nach Südosten abzweigt. Geologisch gesehen ist der Canyon de Chelly nur eines der vielen Täler, dessen Flüsse im Frühjahr das Wasser der Schneeschmelze und im Sommer den Regen aus den Chuska Mountains aufnehmen. In historischer und völkerkundlicher Hinsicht jedoch ist der Canyon de Chelly ein einzigartiges Freilichtmuseum, das einen Überblick über 3.000 Jahre Kulturgeschichte vermittelt. Davon einmal abgesehen sind seine steil aufragenden Sandsteinwände ganz einfach schön anzusehen und diverse Aussichtspunkte erlauben aus luftiger Höhe wahrhaft spektakuläre Einblicke in die Felsnischen mit ihren Ruinen 800 Jahre alter Indianersiedlungen. Wann erstmals Jäger und Sammler in diesen Wüstencanyon gelangten, ist nicht bekannt, aber was sie hierher lockte, steht eindeutig fest: ständig verfügbares Wasser. Der Name "de Chelly" ist eine spanische Übersetzung des Navajo-Wortes "Tsegi" und bedeutet übrigens so viel wie "Fels-Canyon". Die ersten sesshaften Bewohner - sie gehörten der Korbflechter-Kultur an - hatte der Canyon de Chelly kurz vor Christi Geburt. Nur wenige Familien, höchstens 200 Menschen, dürften es zunächst gewesen sein. Sie flochten Körbe, bauten auf den Feldern, die noch heute von den Navajos genutzt werden, Mais und Kürbisse an und lagerten ihre Vorräte in Speichergruben unter Felsvorsprüngen. In solchen Gruben, wie man sie heute noch in der Mummy Cave Ruin im Canyon del Muerto sehen kann, bestatteten sie auch ihre Toten. Als ihre Zahl zunahm, gingen die Canyonbewohner schon bald dazu über, große oberirdische Kornspeicher aus Stein zu bauen. In den nächsten 900 Jahren lernten sie, Gefäße zu töpfern und mit Pfeil und Bogen zu jagen. Und sie zogen in mehrstöckige Wohnanlagen um, die sie in Felsnischen mauerten, weshalb sie Pueblo-Indianer genannt werden. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts dürften um die 800 Pueblo-Indianer im Canyon de Chelly gelebt haben. Sie hielten Hunde und Truthähne als Haustiere, webten Baumwollstoffe und stellten erlesene Töpferwaren her, die sie mit aufwendigen Mustern dekorierten. Die Pueblo-Indianer entwickelten eine hierarchische politische Ordnung und eine komplexe Religion, die möglicherweise sogar von zentralamerikanischen Kulturen beeinflusst war. Um 1300 herum verließen die Pueblo-Indianer den Canyon de Chelly, zur gleichen Zeit wie auch Mesa Verde verlassen wurde. Bis etwa 1750 gab es im Canyon de Chelly keine Siedler. Dann fanden von Ute- und Komantschen-Stämmen nach Westen gedrängte Navajos dort Zuflucht und begannen, das 500 Jahre zuvor verlassene Land wieder zu bebauen. Heute bestellen in den Sommermonaten noch etwa 450 Navajos auf dem Canyongrund ihre Maisfelder und lassen hier ihre Ziegen und Schafe weiden. Da die kriegerischen Navajos fortlaufend die spanischen Siedlungen im Tal des Rio Grande überfielen, trieb 1804 eine spanische Strafexpedition die Navajokrieger und ihre Familien in einer Felsenhöhle des Canyon del Muerto zusammen. Die Indianer starben im Hagel der Musketenkugeln. Masscre Cave hat man den Ort des Geschehens getauft, und auch der Name des Canyonarmes - Canyon del Muerto oder Massacre Canyon erinnert an seine blutige Vergangenheit. Nach der Eingliederung des Territoriums in die Vereinigten Staaten (1848) drängten immer mehr Weiße in das einstige Land der Navajos. Da die Indianer ihnen im Weg waren, vor allem beim möglichen Abbau von Gold, das man in den Chuska Mountains und weiter westlich vermutete, beschloss der zuständige Gouverneur 1863, mit den Navjos kurze Prozess zu machen. Der berühmt-berüchtigte Colonel Kit Carson wurde damit beauftragt, möglichst viele von ihnen zu töten oder gefangen zu nehmen. Carsons Truppen richteten im Canyon de Chelly schreckliche Verwüstungen an. Sie brannten die Hogans der Navajos nieder und nahmen Barboncito, einen ihrer angesehensten Häuptlinge gefangen. Mehr als 8.000 Indianer mussten den langen Marsch nach Osten antreten, zu einem trostlosen Reservat in New Mexiko. Dank General William Tecumseh Sherman wurde nach dem amerikanischen Bürgerkrieg eine mildere Haltung gegenüber den Indianern eingenommen. 1868 erklärte man das angestammte Land der Navajos zum Reservat und Barboncito und sein Volk kehrten 4 Jahre nach ihrer Vertreibung zurück in den Canyon de Chelly, das „Herz des Navajolandes“. Für traditionsbewusste Navajos ist der Canyon noch heute weit mehr als ein historisches Schlachtfeld. Ihrer Stammesmythologie zufolge wurden sie hier nämlich vom heiligen Volk in die Kunst des Lebens eingewiesen. Nur an diesem heiligen Ort können ihre Medizinmänner daher jene Zeremonien durchführen, die Geist und Seele in Gleichklang bringen sollen. Aufgrund dieser besonderen Stellung des Canyons ist er Besuchern auch nur in Begleitung von Navajo-Führern oder Parkrangern zugänglich. Wir nähern uns dem Canyon aus nordöstlicher Richtung und fahren den North Rim Drive am Canyon del Muerto entlang. Von den verschiedenen Aussichtspunkten des Nordrandes bietet der Canyon eine schlicht überwältigende Kulisse. Aus einer Perspektive wie vom 60. Stockwerk eines Hochhauses erscheinen selbst die größten Ruinen wie bloße Miniaturen. Auch die Felder, die Pferde und Hogans der Navajo, die heute auf dem Canyongrund leben, schrumpfen auf Spielzeugformat zusammen. Wir halten zuerst am Mummy Cave Overlook, der neben dem phantastischen Blick in den Canyon auch noch die Mummy Cave Ruin zu bieten hat, ein Cliff Dwelling der Pueblo-Indianer. Der Massacre Cave Overlook erlaubt einen Einblick in die Schlucht, in der 1804 viele Navajos den mexikanischen Soldaten zum Opfer fielen. Beim Antelope House Overlook blickt man auf eine weitere Ruine, die mit Felsmalereien von Antilopen verziert ist. Die Aussichtspunkte am South Rim Drive, wie Tunnel Overlook, Tsegi Overlook und Junction Overlook bieten weitere schöne Einblicke in den Canyon de Chelly. Vom White House Overlook sieht man das berühmteste Cliff Dwelling des Parks, die auf zwei Ebenen angelegte White House Ruin, die ihren Namen einer weiß verputzten Wand in der oberen Ebene verdankt. Der am Parkplatz beginnende White House Trail zur Ruine ist der einzige Weg in den Canyon, der ohne Führer begangen werden darf, wenn man sich strikt an den vorgeschriebenen Weg hält. Der Spider Rock Overlook ermöglicht den Blick auf den sich 240 m über der Talsohle erhebenden Spider Rock, der nach einer Legende der Navajos die Heimat der Spinnen-Frau ist, die den Navajos das Weben lehrte. Wir sind genau rechtzeitig hier, um zu erleben, wie das Licht der untergehenden Sonne den Spider Rock in warmen Farben erstrahlen lässt. Unser letzter Stopp, der Face Rock Overlook, bietet nochmals einen Einblick in den Canyon und einige weniger gut erhaltene Ruinen. Auf dem von Navajo geführten, sehr einfachen Spider Rock Campground finden wir einen Platz inmitten eines kleinen Kiefern- und Wacholderwäldchens. Ein sehr langer aber landschaftlich wunderschöner Tag geht damit zu Ende. Der Canyon de Chelly hat uns erneut, wie schon auf unserer großen Reise vor fast 20 Jahren, in seinen Bann geschlagen.

Donnerstag, 24.09.2015: Wir beginnen den Tag mit einem weiteren Besuch beim Spider Rock und Face Rock. Auf dem Weg zurück nach Chinle halten wir am Sliding House Overlook, wo man eine Ruine sieht, bei deren Bau sich die Pueblo-Indianer verschätzt hatten, der Höhlenboden war zu schräge und das Pueblo rutschte den Abhang hinunter. Auf dem Cottonwood Campground beim Visitor Center können wir dumpen und unser Frischwasser auffüllen. Im Visitor Center erkundigen wir uns nach der Wettervorhersage für die kommenden Tage, tanken in Chinle noch einmal voll und machen uns auf den Weg. Einen letzten Stopp in Canyon de Chelly machen wir am Antelope House, wo ich noch einmal zum Aussichtspunkt gehe, um die Ruine zu fotografieren. Die Bilder von gestern entsprachen nicht so ganz meinen Vorstellungen. Auf unserem Weg zur Bisti Wilderness fahren wir zunächst wieder am North Rim Drive entlang. In Tsaile folgen wir dem Highway 12 südwärts und biegen auf den Highway 134 gen Osten ab. Auf landschaftlich sehr schöner Strecke überqueren wir die Chuska Mountains und erreichen bei Sheep Springs den Highway 491. Nach wenigen Kilometern folgen wir dem Highway 5, der uns zum Highway 371 bringt. Jetzt ist es nicht mehr weit, bis wir die ausgeschilderte Piste zur Bisti Wilderness erreichen. Drei Meilen gut zu befahrender Dirt Road bringen uns zum Parkplatz, auf dem man auch übernachten dürfte. Das Wort Bisti (eigentlich Bis-ta-hie) entstammt der Sprache der Navajo Indianer und bedeutet so viel wie Schlechtes Land (engl. Badlands). Und tatsächlich, bei erster Betrachtung könnte man wirklich zu diesem Schluss kommen. Die Landschaft ist karg, geprägt von unzähligen farbigen Lehmhügeln und fast komplett vegetationslos. Abgesehen von einigen wenigen Gräsern und Büscheln wächst hier rein gar nichts. Zu keiner mir bekannten Gegend passt der Ausdruck Mondlandschaft besser, als zu den Bisti Badlands. Überall findet man die merkwürdigsten Gebilde aus Stein und Lehm, nirgends mehr Hoodoos als hier. Unwillkürlich fühlt man sich in die Urzeit der Erde zurückversetzt, als noch die Dinosaurier unseren Planeten bevölkerten. Fossilien aller Art sind hier zu sehen, hauptsächlich jedoch versteinertes Holz. Mit etwas Glück, findet man sogar versteinerte Knochen. Beim Wandern durch die Bisti's, wird einem schnell die Einzigartigkeit dieser Landschaft bewusst. Durch die absolute Stille und Abgeschiedenheit, wird dieser Eindruck auch noch verstärkt. Selbst wenn einige Autos am Trailhead stehen, so wird man hier draußen praktisch niemanden treffen. Das Gebiet ist einfach zu groß und durch die vielen Hügelketten relativ unübersichtlich. Die ganze Gegend ist reich an Bodenschätzen, vor allem aber an fossilen Brennstoffen. Die Kohle liegt hier oftmals direkt an der Oberfläche. An vielen Stellen ziehen sich teils meterdicke schwarze Schichten durch die farbigen Badlands. Zum Glück steht wenigstens ein Teil dieser Region (etwa 18.000 ha) als Bisti/De-Na-Zin Wilderness unter Schutz, so dass eine kommerzielle Nutzung jetzt ausdrücklich verboten ist. Und da (derzeit) nur wenige Leute den Weg in diese Region finden, muss der Besucherstrom auch nicht über Permits reguliert werden. Leider sind die landschaftlichen Highlights dieses Gebietes einige Kilometer vom Parkplatz entfernt. Bei Temperaturen von über 30 Grad und ohne Schatten kommt eine längere Wanderung für uns heute nicht in Betracht. So begnügen wir uns mit den ersten Hoodoos und kehren um. Nach etwa 2 Stunden sind wir wieder am Auto und essen zur Abkühlung erst einmal ein Eis. Ich bin etwas enttäuscht, da ich mir erhofft hatte, zu den landschaftlichen Höhepunkten der Bisti Wilderness vordringen zu können. Wir fahren zurück zum Highway und weiter nach Farmington, wo wir auf dem Mom & Pop RV Park einen Platz für die Nacht finden.

Freitag, 25.09.2015: Nachdem wir unsere Vorräte ergänzt und vollgetankt haben verlassen wir Farmington und machen uns auf den Weg zum Chaco Culture National Historical Park. Südlich von Nageezi verlassen wir den Highway 550 und fahren zunächst ebenfalls noch asphaltiert auf der Country Road 7900. Auch die ersten drei Meilen der CR 7950, die direkt in den Park führt, sind noch als „richtige“ Straße angelegt. Dann geht es auf Schotter weiter – zunächst sehr gut, die letzten Meilen dann aber ziemlich rau und unser Camper wird ordentlich durchgeschüttelt. Nach starken Regenfällen oder bei ungünstigen Wettervorhersagen sollte man besser auf einen Besuch des Chaco Canyon verzichten. Der kleine Campingplatz des Parks ist dann tatsächlich ausgebucht, so dass wir nicht wie geplant hier übernachten können. Im Visitor Center holen wir uns Informationen zur Wanderung zum Aussichtspunkt oberhalb des Pueblo Bonito, erfahren dass die südliche Zufahrt zur Zeit in einem sehr guten Zustand ist und sehen uns den sehr gut gemachten Film über die Chaco-Kultur an. Es ist erstaunlich, dass gerade im Chaco Canyon, dieser wild zerklüfteten Felsschlucht aus rotem Sandstein, die Pueblo-Kultur entstand und sich zu einer einzigartigen Kulturerscheinung in Nordamerika entwickelte. Diese Landschaft, in einer Höhe von 1.650 bis 2.100 m gelegen, ist eine charakteristische Wüstensteppe des südlichen Colorado-Plateaus mir langen strengen Wintern, einer relativ kurzen frostfreien Anbauperiode und  nicht vorhersagbaren Niederschlägen während der heißen Sommermonate. Es fällt daher schwer, sich diesen öden Landstrich vor ungefähr 1.000 Jahren als das Zentrum einer blühenden Kultur vorzustellen. Die Chaco-Bewohner bebauten den flachen Talboden und errichteten mehrgeschossige Großhäuser, die mit anderen Pueblo-Siedlungen im San Juan Becken durch ein weitreichendes Straßennetz verbunden waren. Die ersten Siedlungsüberreste der Chaco-Pueblo-Kultur reichen bis ins frühe 10. Jahrhundert zurück. Das Erscheinungsbild dieser prähistorischen Kultur wird von der Architektur am deutlichsten geprägt. Form und Größe der errichteten Häuser unterscheiden sich von denen der vorhergehenden Kulturstufen durch eine weitaus großzügigere Ausführung bei der Planung, das heißt, dass bereits bei der Grundsteinlegung ein Konzept des mehrgeschossigen Pueblos zugrunde lag. Sechs Großhäuser - Pueblo Bonito, Chetro Ketl, Una Vida, Peñasco Blanco, Hungo Pavi und Kin Bineola - wurden in dieser frühen Phase angelegt. Das Siedlungsmuster eines Großhauses, umgeben von mehreren Kleinhäusern, verbreitete sich von nun an im gesamten Nordwesten des heutigen Bundesstaates New Mexico. Entlang der mehr als 640 km Verbindungsstraßen zu den etwa 75 Siedlungsablegern entstanden kleinere Zwischenstationen, alles Zeugnisse für ein komplexes Gesellschaftssystem, das eng mit Chaco Canyon verbunden war. Einhundert Jahre später, um etwa 1000, war Chaco Canyon bereits zum sozio-politischen Zentrum des San Juan Beckens aufgestiegen. Es könnten an die 5.000 Menschen in fast 400 Siedlungen im Chaco-Einflussgebiet gelebt haben, oder mindestens an die 2.000 im Chaco-Kerngebiet - je nachdem welche Kriterien für die Bestimmung der prähistorischen Einwohnerzahl zugrunde gelegt werden. Eine neue Mauerbauweise, die Zweischalenmauer aus Flachgeformten Sandsteinplatten mit Bruchsteinkern in Lehmmörtel gebettet, erhöhte die statische Stabilität soweit, dass die Tragwände bis zu einer Höhe von drei Stockwerken errichtet werden konnten. In der traditionellen Pueblo-Bauweise wurden einzelne Räume nach Bedarf an die vorhandenen angesetzt, jedoch wiesen einzelne Großhäuser bereits von Anbeginn auf eine systematische Planungsarbeit hin. Wahrscheinlich war Chaco bereits zu dieser Zeit der Mittelpunkt eines ausgedehnten politischen und wirtschaftlichen Verteilungs-netzes, das den Austausch von Handelsgütern kontrollierte und seinen Einfluss über ein weites Gebiet ausübte. Wie kann man dieses schnelle Wachstum erklären? Nach Meinung einiger Archäologen entwickelte sich Chaco als Reaktion auf die Verschiebung des ökologischen Gleichgewichts der Umwelt zu einem administrativen und religiösen Zentrum. Die hohe Variabilität der örtlichen Niederschläge machte den Ackerbau zum Risikofaktor. Ein Jahr konnte ertragreich sein, das folgende aber zu trocken und im dritten zerstörte ein später Frost die jungen Triebe. Nach dieser Theorie kann Chaco Canyon als eine Art "Hauptstadt" betrachtet werden, die den Feldbau im Umland als eine Art logistisches Zentrum leitete. In einem guten Erntejahr wurden die überschüssigen Ressourcen aus verschiedenen Satellitensiedlungen in Chaco zentral gelagert und später in Gebiete umverteilt, in denen die Ernte ausblieb. Der Verfall der Chaco-Kultur scheint mit einer länger andauernden Dürreperiode im San Juan Becken zwischen 1130 und 1180 einherzugehen. Ausbleibende Regenfälle, verbunden mit einer Überstrapazierung des Ökosystems, führten wahrscheinlich zu einer Nahrungsknappheit. In dieser Lage konnte auch ein in dieser Zeit von den Chaco-Bewohnern entwickeltes Wasserkontrollsystem der anhaltenden Dürre nicht Einhalt gebieten. Als Folge dieser verhängnisvollen Entwicklung zerfiel der soziale Zusammenhalt und die Chaco-Bewohner wanderten in regenreichere Gebiete aus. Zurück blieben die Spuren ihrer einst blühenden Kultur aus den Jahren zwischen 900 und 1150. Die Besichtigung dieser Spuren, d.h. der Pueblo-Ruinen wird über eine ca. 13 km lange, asphaltierte Parkstraße ermöglicht. Wir beginnen unseren Besuch mit der zwischen 900 und 1100 bewohnte Hungo Pavi Ruine, die größtenteils nicht ausgegraben, d.h. in ihrem natürlichen Zustand erhalten geblieben ist. Chetro Ketl wurde um 1020 begonnen und der Gesamtbau war 1054 beendet. Um 1100 wurden dann Erweiterungen und Umbaumaß-nahmen durchgeführt, so dass die Anlage schätzungsweise 500 Räume und 16 Kivas umfasste. Man schätzt, dass allein zum Bau von Chetro Ketl 50 Millionen Sandsteinblöcke aus den umliegenden Hängen geschnitten wurden. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Chetro Ketl befindet sich mit dem Pueblo Bonito das größte und berühmteste Großhaus im Chaco Canyon, das von ca. 900 bis fast 1200 durchgehend bewohnt wurde. Es liegt am Fuß eines 30 m hohen Plateaus auf der Nordseite des Canyons, hat im Grundriss deutlich die Form eines "D" und bedeckt eine Fläche von 12.000 m². In mehreren Stufen erbaut, umfasste dieses Pueblo nach seiner endgültigen Fertigstellung im 12. Jahrhundert mehr als 650 Räume und 40 Kivas und war vier Stockwerke hoch. Erste Ausgrabungen fanden um 1900 statt und intensive Grabungen folgten dann in den 20er Jahren. Die Siedlung gilt als typisches der klassischen Bonito-Phase (1020 bis 1120) der Chaco-Pueblo-Kultur. Unseren nächsten Stopp machten wir am völlig erhaltenen Kiva der Casa Rinconada auf der Südseite des Canyon, der größten Kiva im ganzen Park. Mindestens 18 Groß-Kivas sind in Chaco nachgewiesen. Diese unterirdischen Steinbauten sind mit 15 bis 20 m Durchmesser und bis zu 4 m Tiefe doppelt so groß wie die anderen Kivas im Chaco-Gebiet. Im Fußboden gibt es gemauerte Vertiefungen, in denen einst massive Dachstützpfeiler verankert waren. Vom Rand dieser erhöht liegenden Kiva überblickt man weite Teile des Chaco Canyon und auch das Pueblo Bonito, Chetro Ketl, Pueblo del Arroyo und Kin Kletso. Nach unserem Rundgang durch das Pueblo Bonito parken wir den Camper am Pueblo Arroyo und machen uns auf den Pueblo Alto Trail. Durch eine Felsspalte hinter dem Kin Kletso Pueblo erklimmen wir den Rand des Canyons und werden für unsere Mühen mit einem grandiosen Ausblick entschädigt. Zunächst fällt der Blick aus der Vogelperspektive auf das Kin Kletso Pueblo. Wir folgen dann dem Trail bis zum Pueblo Bonito Overlook und genießen den herrlichen Blick auf den „D-förmigen“ Grundriss des Pueblos. Hier machen wir kehrt und gehen zum Auto zurück, wo wir nach etwa 2½ Stunden ankommen. Es ist schon faszinierend durch diese Überreste einer ehemals blühenden Kultur zu gehen und ein wenig von dem Leben zu erahnen, das die Indianer hier damals geführt haben. Den monumentalen Gesamteindruck ruft im Chaco Canyon nicht nur das mächtige Mauerwerk selbst hervor, sondern auch die enorme Arbeitsleistung, die dieses Projekt erfordert haben muss. Wir verabschieden vom Chaco Canyon mit einem schönen Blick durch das Tal auf die 2.019 m hohe Fajada Butte und verlassen den Park in südlicher Richtung. Diese Straße ist, wie der Ranger gesagt hat, tatsächlich in einem sehr guten Zustand. Nach etwa 20 Meilen haben wir wieder Asphalt unter den Rädern und fahren über die Highways 9, 371, 40 und 412 zum Bluewater Lake State Park, wo wir einen Stellplatz für die Nacht finden.

Samstag, 26.09.2015: Wir fahren zurück auf die Interstate 40 und machen in der Innenstadt von Gallup einen ersten Stopp. Die Stadt wurde 1881 im Rahmen des Eisenbahnbaus gegründet, hatte ihre Blütezeit in den Tagen der Regierung Eisenhower und profitiert noch heute von ihrer Lage an der alten Route 66. Auf uns wirkt die Stadt ziemlich heruntergekommen und nahezu tot. In der Richardson Trading CO finden ich einen schönen silbernen Armreif, der mit muss. Wir folgen der I-40 weiter zum Nordeingang des Petrified Forest National Park. Im Painted Desert Visitor Center holen  wir uns die Informationen über den Park. Im nördlichen Teil des Nationalparks erstreckt sich die so genannte „Painted Desert“, die „Gemalte Wüste“, die aus unterschiedlich stark verwitterten violetten, rotbraunen, grauen und weißen waagerechten Ablagerungsschichten aus weichem, lehmigem Gestein und harter vulkanischer Asche besteht. Die Parkstraße führt am Rand der Painted Desert entlang, und verschiedene Aussichtspunkte ermöglichen einen Blick über die Badlands des Black Forest, durch die sich der Lithodendron Wash schlängelt. Im Hintergrund ist der mit 1.900 m höchste Berg des Parks, der Pilot Rock zu erkennen. Ein altes verrostetes Auto markiert die Stelle, wo früher die Route 66 durch das Parkgebiet führte. Nachdem wir die I-40 und die Santa Fe Railroad überquert haben, erreichen wir den Newspaper Rock mit seinen zahlreichen Felsmalereien, die aber nur von einem Aussichtspunkt aus größerer Entfernung zu betrachten sind. Südlich des Newspaper Rock erreicht man das Gebiet des eigentlichen Petrified Forest, des „Versteinerten Waldes“. Dieses trockene Hochplateau war einmal ein riesiges, von vielen Flüssen durchkreuztes Überschwemmungsgebiet. Im Süden wuchsen am Rand der Zuflussgewässer hohe, stattliche, tannenähnliche Bäume. Die hohen Bäume - zu 99 Prozent Koniferen - stürzten um und wurden von den angeschwollenen Flüssen in das Überschwemmungsgebiet abgetrieben, wo sie dann von Schlick, Schlamm und vulkanischer Asche bedeckt wurden. Dieser Deckmantel von Ablagerungen schnitt die Sauerstoffzufuhr ab und verlangsamte dadurch den Fäulnisprozess. Nach und nach sickerte dann silikathaltiges Grundwasser in die Baumstämme hinein und ersetzte allmählich das ursprüngliche Holzgewebe mit Silikat-Ablagerungen. Dieser Prozess zog sich über eine sehr lange Zeit hin; die Silikate erhärteten zu Quarzkristallen und die Baumstämme blieben als versteinertes Holz erhalten. Verunreinigungen, die als Spurenelemente im Wasser enthalten waren und Oxyde haben die Farbenvielfalt der Versteinerungen bewirkt. Das alles geschah vor ungefähr 200 Millionen Jahren, im späten Trias. Danach sank der ganze Landstrich ab, wurde überschwemmt und von Frischwasser-Ablagerungen bedeckt. Vor etwa 17 Millionen Jahren folgte dann eine massive Anhebung des Geländes bis weit über den Meeresspiegel. Bei dieser tektonischen Hebung gingen viele der Baumstämme durch die enormen Kräfte zu Bruch. Die Kräfte der Erosion trugen die Schichten der erhärteten Sedimente ab, so dass die versteinerten Baumstämme und die fossilen Überresten von Tieren und Pflanzen an der Erdoberfläche freigelegt wurden und auch heute immer noch werden. Wir sehen uns die Felsformation der Tepees an und fahren dann über eine Nebenstraße in das Blue Mesa genannte Gebiet, eigentümliche Badlands, deren Lehmschichten hier eine blaue, purpur- und cremefarbene Bänderung aufweisen. Der Blue Mesa Trail führt auf einer Länge von 1,6 km durch die mit versteinerten Baumstämmen gespickte, tief zerschnittene Hochebene. Der Aussichtspunkt am Jasper Forest bietet einen Panoramablick über ein Gebiet mit sehr vielen versteinerten Baumstämmen. Im Crystal Forest, dem Kristallwald, spazieren wir durch ein en Bereich mit besonders farbenprächtigen versteinerten Bäumen. Wir sind wieder genauso begeistert von diesem außergewöhnlichen Nationalpark, wie bei unserem letzten Besuch vor fast 20 Jahren. Die absoluten Highlights sind für mich die Blue Mesa und der Crystal Forest. Die vielen Besucher stellen aber eine ernsthafte Bedrohung für diesen einmaligen Park da, denn trotz strenger Verbote und drastischer Strafen stehlen die Parkbesucher jährlich mehr als 12 Tonnen des fossilen Gesteins und machen den Park so Jahr für Jahr ein Stück ärmer. Man kann sich nur wünschen, dass die Menschen irgendwann vernünftiger werden und das in vielen Parks veröffentlichte Motto: "Lass nichts zurück außer Fußabdrücke, nimm nichts mit außer Erinnerungen" beherzigen. Wir fahren über den Highway 180 nach Holbrook und finden auf dem OK RV Park einen Platz für die Nacht. Beim Einchecken fällt unser Blick auf eine Uhr und wir stellen fest, dass Arizona die Umstellung auf die Sommerzeit wohl nicht mitgemacht hat. Im Office bestätigt man uns, dass in Arizona immer die Mountain Standard Time gilt, das ganze Jahr. So bekommen wir eine Stunde geschenkt, die wir für eine leckere Pizza bei Pizza Hut nutzen. Als wir schließlich auf dem Campingplatz stehen, taucht die untergehende Sonne den Himmel in ein wahres Farbspektakel. Auch der Vollmond, der heute der Erde besonders nah sein soll (Supermond) zieht uns noch in seinen Bann.

Sonntag, 27.09.2015: Heute steht uns ein „Fahrtag“ bevor. Wir folgen den ganzen Tag dem Highway 180 in südöstlicher Richtung. Im Apache National Forest machen wir am Nelson Reservoir eine Pause und kommen mit einem deutschen Paar ins Gespräch, die 1971 in die USA ausgewandert sind. Kurz vor Alpine erreichen wir in den White Mountains eine Höhe von 2.606 m und machen in dem kleinen Ort unsere Mittagspause. Mit der Überquerung der Grenze zu New Mexico büßen wir auch unsere gestern gewonnene Stunde wieder ein und erreichen den Gila National Forest. Hier bietet der Aussichtspunkt Leopold Vista einen herrlichen Panoramablick auf die  Mogollon Mountains. Unser heutiges Ziel ist Silver City, eine alte Boomtown, die das Versiegen ihrer Silberadern dank großer Kupfervorkommen überlebte. Ansonsten zehrt die Stadt vom zweifelhaften Ruhm, Heimat des berüchtigten Killers "Billy the Kid" zu sein, der in die Wildwestgeschichte eingegangen ist. Wir finden auf der Rose Valley RV Ranch einen schönen Stellplatz für die Nacht und unternehmen noch einen Bummel durch die Altstadt von Silver City. Als wir mit dem Abendessen fertig sind, nimmt die totale Mondfinsternis gerade ihren Anfang und wir bauen die Stative und Kameras direkt vor dem Auto auf, um das Spektakel des „Blutmondes“ auf die Speicherchips zu bannen. Schön, dass es hier am frühen Abend und nicht wie zuhause, mitten in der Nacht zu bewundern ist.

Montag, 28.09.2015: Wir machen uns auf den Weg zum Gila Cliff Dwellings National Monument. Nur 6 Meilen nördlich von Silver City liegt am Highway 15 der kleine Ort Pinos Altos. Im Jahre 1859 entdeckte eine, sich auf dem Heimweg vom 1849 Goldrausch in Kalifornien befindliche Gruppe von Goldsuchern Gold unter den "Hohen Kiefern" von Pinos Altos. Uns erscheint der Ort wie eine Geisterstadt, so dass wir uns mit einer „Durchfahrt“ begnügen. Für die 39 Meilen von Pinos Altos bis zum Gila Cliff Dwellings NM benötigt man auf der engen und kurvenreichen aber landschaftlich sehr reizvollen Gebirgsstraße durch den Gila National Forest und die Gila Wilderness Area knapp zwei Stunden. Das Visitor Center des Parks liegt am Ende der Straße. Hier sehen wir uns einen Film über den Park an und können einige Kolibris beobachten, die sich an den aufgehängten Tränken versorgen. Im Gila (Aussprache: Hila) Cliff Dwellings NM liegen in fünf natürlichen Höhlen 42 gut erhaltene Räume der Mogollon-Indianer (Aussprache: Mogoion) in einer Höhe von 55 m über einem malerisch bewachsenen Canyon. Diese Felswohnungen entstanden etwa 1270 und wurden von etwa 40 bis 60 Menschen bewohnt, die hier Getreide anbauten und auf die Jagd gingen. Die meisten Mogollon-Gemeinschaften bauten auf flachen Terrassen in der Nähe ihrer Felder. Es ist bis heute nicht bekannt, warum diese Gruppe in den Höhlen lebte. Vielleicht ahmten sie die im Norden lebenden Pueblobewohner nach, die erfahrene Felsenbewohner waren und die Mogollon in dieser Zeit auf vielfältige Weise beeinflussten. Vielleicht hatten diese Siedler aber auch nur ein größeres Schutz- und Sicherheitsbedürfnis. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde diese Siedlung bereits wieder aufgegeben. Warum die Bewohner wegzogen und wohin sie gingen, ist nicht bekannt. Ein hübscher, ca. 1 Meile langer Trail führt durch den Canyon hinauf zu den Cliff Dwellings. Direkt am Eingang zum Trail befindet sich eine kleine Ranger Station. Wir kommen mit Susi, einer deutschstämmigen Volunteer-Rangerin ins Gespräch. Ihr Mann Dave erwartet uns oben in den Höhlen und gibt uns weitere Informationen. Unterwegs treffen wir auf eine recht große Echse, einen Crevice Spiny Lizard, der auf einem großen Stein am Wegesrand „wohnt“ und von den Rangern Simon getauft wurde. Da die Räume sehr gut erhalten und zum Teil auch restauriert sind, fühlt man sich ein wenig in die damalige Zeit zurückversetzt und bekommt eine Vorstellung davon, wie diese Menschen gelebt haben müssen. Alle, die sich für die Kultur und Lebensweise der Ureinwohner Amerikas interessieren, sollten das Gila Cliff Dwellings NM in ihre Reiseroute einplanen. Wenn man am Nachmittag zu den Felswohnungen emporsteigt, werden sie sehr schön von der Sonne angestrahlt. Anders als bei unserem Besuch vor 20 Jahren, als wir im Winter hier waren, zieht uns heute, bei über 30 Grad, nichts in die Gila Hotsprings. Wir fahren auf den Highways 15 und 35 durch den Gila National Forest und das Tal des Mimbres River gen Süden. Am Highway 61 südlich von San Lorenzo liegt der bezaubernde City of Rocks State Park, unser heutiges Etappenziel. Der Park verdankt seine Entstehung einem Vulkanausbruch vor 35 Millionen Jahren. Ein Gemisch aus heißer Asche, Bimsstein und Gas wurde in das heutige Parkgebiet geschleudert und bildete durch Verdichtung und Erkaltung Felsformationen vulkanischen Ursprungs. Die Kräfte der Erosion haben über Jahrmillionen eine Phantasiewelt aus Felsen erschaffen. Für einige ist der Park ein nachgebildetes mittelalterliches Dorf, andere sehen in ihm eine Ansammlung verunstalteter aber freundlicher Riesen, die sich zur Ruhe gelegt haben. Was immer man auch in diesem Felslabyrinth zu erkennen glaubt, zusammen mit den liebevoll angelegten Stellplätzen des Campingplatzes inmitten der „Felsenstadt“ ist dieser State Park auf jeden Fall einen Besuch wert. Zu Fuß erkunden wir das Gelände mit seinen eigentümlichen Felsgebilden, balancierenden Steinen und Spuren menschlichen Lebens (Malsteine, Felszeichnungen). Bis zum Sonnenuntergang sind wir unterwegs, um die herrlichen Lichtstimmungen mitzuerleben. Der volle „Supermond“ schein so hell, dass einige Aufnahmen sogar noch mitten in der Nacht entstehen.

Dienstag, 29.09.2015: Nach wenigen Kilometern treffen wir wieder auf den Highway 180, auf dem wir bis nach Deming fahren. Hier finden wir zwar keinen Supermarkt aber immerhin eine günstige Tankstelle (2,09 $ pro Gallone). Auf der Interstate 10 geht es dann ostwärts weiter. In Las Cruces ergänzen wir unsere Vorräte und biegen auf den Highway 70 ab. Mit fast 40 Grad haben wir heute den bislang heißesten Tag und vermissen die Klimaanlage im Auto. In Alamogordo sichern wir uns auf dem Desert Paradise RV Park einen Stellplatz und fahren nach einer Verschnaufpause 13 Meilen südwestlich zurück zum White Sands National Monument. White Sands ist eine der ungewöhnlichsten und seltsamsten Landschaften Amerikas - die größte Gipswüste der Erde. Der Park umfasst nur ein Drittel des Gipsgebietes, zwei Drittel werden von der White Sands Missile Range eingenommen, einer für die Öffentlichkeit gesperrten Raketentestzone, in der am 16.07.1945 auch die erste Atomexplosion der Welt stattfand. Das gesamte Gebiet liegt im wüstenhaften Tularosa Basin und wird von den Bergketten der Sacramento und der San Andres Mountains eingerahmt. Seit Jahrmillionen waschen Niederschläge Gips aus diesen Gebirgen ins Tal, wo es sich an der tiefsten Stelle, dem Lake Lucero ansammelt. Der ständig wehende Südostwind pulverisiert dieses Erosionsmaterial und häuft die Kristalle zu den schneeweißen Dünen des Parks an. Da dieser Prozess der Dünenbildung auch heute noch anhält, verändert die weiße Wüste mit ihren bis zu 20 m hohen Dünen ständig ihre Gestalt. Die 13 km lange Besucherstraße, The Dunes Drive, wird an windigen Tagen von Schneeflügen freigehalten und führt mitten hinein in das blendende Weiß. Einige der Trails sind geschlossen, so dass für uns der Interdune Boardwalk eine erste, kurze Exkursionen in die Dünen bietet. Am Ende erweitert sich die Parkstraße zu einem Loop mit vielen Parkplätzen und Picknickmöglichkeiten. Vom Parkplatz am Beginn des Alkalai Flat Trail aus kann man die Gipsdünenlandschaft am besten erkunden. In der Gewaltigkeit dieser Landschaft kommt man sich sehr schnell klein und einsam vor. Am intensivsten kann man White Sands am frühen Morgen (Einlass ab 7.00 Uhr) oder am Spätnachmittag bis zum Sonnenuntergang erleben. Aufgrund der Hitze beschränken wir uns heute auf kurze Exkursionen in die Gipswüste – für längere Wanderungen ist es heute eindeutig nicht das richtige Wetter. Zum Sonnenuntergang sind wir wieder auf dem Campingplatz und schalten erst einmal die Klimaanlage im Wohnmobil an, die im Gegensatz zu der im Auto funktioniert. Die Zeit der Abkühlung verbringen wir im „Clubraum“, wo wir das WLAN-Netz zum Lesen von Mail und zum Herunterladen der Zeitung nutzen. Anschließend ist es im Auto auszuhalten und wir essen zu Abend. Leider funktioniert das WLAN-Netz nicht bis zu unserem Stellplatz.

Mittwoch, 30.09.2015: Wir fahren in die Altstadt von Alamogordo, die uns aber nicht dazu verführt auszusteigen und einen Bummel zu unternehmen. So machen wir uns auf den Weg zur Three Rivers Petroglyph National Site ca. 30 Meilen nördlich der Stadt. In diesem Park befinden sich über 21.000 Felszeichnungen des Jornada-Zweiges der Mogollon-Indianer. Masken, Menschen, Tiere, Sonnensymbole, Handabdrucke und geometrische Formen sind größtenteils noch sehr gut zu erkennen. Die Zeichen sind ähnlich denen der Mimbre-Indianer, die im ganzen Südwesten New Mexicos sehr stark vertreten sind. Sie wurden zwischen 900 und 1300 mit einfachen Werkzeugen in die verwitterte Oberfläche der Basaltsteine geritzt. Warum die Indianer diese Hügel oberhalb des Three River Valley für ihre Felszeichnungen gewählt haben ist bis heute nicht geklärt. Vielleicht war es ein religiöser Ort, eine gute Gegend zum Leben an einem bekannten Reiseweg der damaligen Zeit oder die Hügel boten lediglich einen guten Ausblick auf jagdbares Wild und sich nähernde Feinde. Auch wenn man die Bedeutung der Symbole heute nicht mehr eindeutig nachvollziehen kann, so enthalten sie doch einiges an Informationen. Die dargestellten Tiere geben Aufschluss über die Fauna der damaligen Zeit, das Getreide und die Sonnensymbole lassen darauf schließen, dass diese Indianer auch Ackerbau betrieben, und die Masken und Gesichter geben einen Einblick in die religiöse Welt der Jornada Mogollon. Die hohe Anzahl von Felszeichnungen auf einem recht kleinen Gebiet macht diesen Park zu einem der wichtigsten und interessantesten Plätze für Felszeichnungen im gesamten Südwesten der USA. In Carrizozo verlassen wir den Highway 54 und folgen dem 380 westwärts. Nach wenigen Meilen durchqueren wir das Valley of Fires und biegen in die gleichnamige Recreation Area ab. Der sehr schön angelegte Malpais Nature Trail führt hinunter in das Tal, in dem vor etwa 5.000 Jahren Lava aus Öffnungen im Talboden austrat und einen 70 km langen, bis zu 8 km breiten und durchschnittlich 15 m dicken Lavastrom hinterlassen hat. Die Pflanzen und Tiere haben sich das schlechte Land (Malpais) zurückerobert und werden auf dem 1 km Naturlehrpfad vorgestellt. In dem kleinen Ort San Antonio folgen wir der Ausschilderung zur Bosque del Apache National Wildlife Refuge. Im Visitor Center erfahren wir, das von den Zugvögeln, die das Gebiet als Zwischenstation oder zur Überwinterung nutzen gerade einmal zwei Kraniche eingetroffen sind. Daraufhin verzichten wir auf den 24 km langen Rundweg mit seinen Beobachtungsstationen und fahren zurück nach San Antonio. In dem in mehreren Reiseführern gelobten Owl  Bar Cafe probieren wir die als Spezialität angepriesenen Cheeseburger mit grüner Chilisauce. Die Burger sind nicht schlecht und die spezielle Sauce macht sie auch etwas besonders aber wir sind dennoch etwas enttäuscht. Da haben wir schon bessere Burger gegessen. In Socorro finden wir auf Casey´s RV Park einen Platz für die Nacht und sitzen draußen bis und ein kurzer Schauer in Camper treibt.

Donnerstag, 01.10.2015: Auf dem als Scenic Route ausgewiesenem Highway 60 fahren wir westwärts durch die Sawtooth Mountains, über die weiten Plains of San Agustin und durch endlose Hügel voller Wacholder. Nach rund 40 Meilen erreichen das VLA, das Very Large Array Radio Telescope, dass vom National Radio Astronomy Observatory betrieben wird. Die 27 riesigen, jeweils 230 t schweren Antennenschüsseln (25 m Durchmesser) bilden zusammen ein einziges enormes Hochleistungs-Radioteleskop. Die Schüsseln werden auf einem Y-förmigen Netz aus Eisenbahnschienen bewegt, um die jeweils erforderliche Konfiguration für die Erforschung der äußeren Grenzen des Universums zu erhalten. Ein herkömmliches Teleskop müsste einen Durchmesser von 35 km haben, um die Auflösungsstärke des VLA zu erreichen. Das VLA hat das Wissen über Himmelphänomene wie Schwarze Löcher, kosmische Gase und Hochfrequenzemissionen erhöht. Es gilt als das anpassungsfähigste und am meisten nachgefragte Teleskop der Welt. Mit einem einleitenden Film und auf einer selbstgeführten Tour erfahren wir etwas über diese Anlage und können uns eines der Teleskope auch aus der Nähe ansehen. In einer Halle steht das 28. Teleskop, das als Ersatz für den Fall eines Ausfalls vorgehalten wird. Unseren nächsten Stopp machen wir in Pie Town, wo wir im Pie-O-Neer Café die angeblich besten Kuchen des ganzen Universums probieren wollen. Tatsächlich sind die Pies (Apple und Chocolate-Pecan) außerirdisch gut. Mit 5,95 $ pro Portion zwar auch nicht günstig, lohnt aber auf jeden Fall einen Stopp! In Quemado verlassen wir den Highway 60 und fahren über die Highways 36 und 117 zum El Malpais National Monument. Das über 500 km² Areal besteht aus Lavaströmen, die direkt an Sandsteinfelsen grenzen. Fünf große Lavaströme sind bislang identifiziert worden; der jüngste davon in 2.000 bis 3.000 Jahre alt. Der Highway 117 ist landschaftlich sehr reizvoll und es wird immer besser, je weiter wir fahren. Wir beginnen mit dem 1,5 km langen Rundweg an den Lava Falls, der mitten hinein in einen Lavastrom führt. Dabei geht leider eine Schraube in meiner Prothese kaputt, so dass der Fuß nicht mehr richtig fest ist. Mal sehen, ob wir das irgendwie fixiert bekommen. Zum Glück müssen wir nicht weit gehen, um die eindrucksvolle La Ventana Natural Arch zu bewundern. Der Sandsteinbogen ist mit 38 m Höhe und 50 m Breite der zweitgrößte seiner Art in New Mexico. Einen letzten Stopp machen wir am Sandstone Bluffs Overlook, wo wir von der Spitze der Sandsteinklippen einen herrlichen Überblick über die Landschaft des El Malpais National Monument haben. In Grants finden wir auf dem Lavaland RV Park einen Platz für die Nacht.

Freitag, 02.10.2015: Auf dem als Scenic Route beschriebenen Highway 53 fahren wir noch einmal in das El Malpais National Monument hinein. Von dieser Seite ist die Landschaft nicht ganz so spektakulär, wie gestern vom Highway 117 aus. Das Information Center hat wegen „Winter“ geschlossen. In den zwar im Parkgebiet liegenden aber privat betriebenen Ice Cave und Bandera Crater sollen wir für den Blick in eine Lavahöhle, deren Boden mit Eis bedeckt ist und einen Krater in einem Lavafeld 12 $ pro Person bezahlen – was wir dann moppen. Wir folgen der Straße noch einige Meilen weiter zum kleinen El Morro National Monument. Die markante Sandsteinformation El Morro am Fuß der Zuni Mountains diente Indianern Weißen gleichermaßen als Wegweiser. Zu Felszeichnungen, die Durchreisende aller Zeiten, von den Indianern über Spanier bis zu Angelsachsen, in  die Felsen ritzten, führt der kurze Inscription Trail. Der Felsen wurde damit zu einer Art Gästebuch aus Sandstein. Nur die Pueblo Indianer, die auf dem Felsen das Atsinna Pueblo erbaut haben, dessen Ruinen heute noch besichtigt werden können, waren hier nicht nur auf der Durchreise. Der Trail passiert auch einen versteckten Pool, der als verlässliche Wasserstelle im trocknen New Mexico diente. Wir fahren auf der gleichen Strecke zurück nach Grants, wo wir einkaufen und tanken. Meinen kaputten Prothesenfuß können wir mit elastischer Binde notdürftig fixieren – es wird für die letzte Urlaubswoche hoffentlich halten. Die Interstate 40, hier auch gleichzeitig wieder Route 66, bringt uns zu unserem nächsten Ziel, dem Acoma Pueblo. Da es für den Besuch des Pueblos heute schon zu spät ist, beziehen wir auf dem Sky City RV Park einen der letzten freien Stellplätze – die Balloon Fiesta in Albuquerque wirft ihre Schatten bis hierher. Im benachbarten Sky City Casino sehen wir uns nur kurz die Spielhalle an, die sich nicht von den Casinos in Las Vegas unterscheidet, und stärken uns dann mit einem leckeren Seefood-Buffet. Wir sind uns noch nicht so ganz sicher, ob wir uns darüber freuen sollen, dass man uns beim Bezahlen den 10%igen Seniorenrabatt gewährt – jetzt ist es wohl soweit. Mit vollen Bäuchen genießen wir den Sonnenuntergang auf dem Campingplatz und machen es uns dann im Camper bequem.

Samstag, 03.10.2015: Das Acoma Pueblo auf der Hochfläche eines Tafelberges ist als Sky City berühmt. Eine spektakuläre geografische Lage ist kaum vorstellbar: Rund 112 m über dem umliegenden Plateau und 2.133 m über dem Meeresspiegel thront das Dorf auf einer einsamen Mesa. Menschen siedeln hier seit dem 11. Jahrhundert, womit Acoma eine der ältesten durchgängig bewohnten Siedlungen Nordamerikas ist. Doch das Pueblo ist nicht nur für seine einzigartige Geschichte und atemberaubende Lage berühmt, sondern auch gleichermaßen zu Recht für seine wunderbaren Keramiken. Die werden von den einzelnen Künstlern direkt im Pueblo verkauft. Besichtigen lasst sich das Dorf ausschließlich im Rahmen einer Führung, die vor dem Sky City Cultural Center am Fuß  des Tafelberges startet. Highlight der Führung ist die 1640 fertiggestellte Missionskirche San Esteban del Rey, die von Pueblo Motiven geziert wird. Für uns geht es auf der Interstate 40 weiter in Richtung Albuquerque. In der Stadt wechseln wir auf die Interstate 25, der wir in nördlicher Richtung folgen. Unser Ziel ist das Kasha-Katuwe Tent Rocks National Monument. Ganz in der Nähe finden wir auf dem sehr schön gelegenen Campingplatz der Cochiti Lake Recreation Area einen Stellplatz. Nach einer kurzen Pause fahren wir noch einmal los und sehen uns die eigentümlichen Tent Rocks aus der Nähe an. Das kleine Parkgebiet ist eine surreale geologische Enklave: Vulkanasche vom uralten Jemez Mountain bildet hier an Tipis erinnernde Formationen und schmale Schluchten, deren Steilwände in einem seltsamen Hellorange leuchten. Über den Cave Loop und den Canyon Trail wandern wir in diese Felsenwelt hinein. Geli kehrt etwas früher um, während ich noch ein Stück weiter in den schmalen Slot Canyon hineingehe. Anschließend fahren wir zurück zu unserem schönen Stellplatz am Cochiti Lake. Am Abend gibt es noch einen Regenschauer und mitten in der Nacht werden wir von einem gewaltigen Donnerschlag geweckt. Das Gewitter wird dann zwar schnell zu einem leichten Grummeln, aber wir sind erst einmal wach.

Sonntag, 04.10.2015: Das Gewitter hat für Abkühlung gesorgt und so ist heute der erste Tag unserer Reise, den wir komplett in langen Hosen und geschlossenen Schuhen verbringen. Mit einem Blick vom Aussichtspunkt verabschieden wir uns vom Cochiti Lake und fahren noch einmal nach Santa Fe. Im Georgia O´Keeffe Museum sehen wir uns die neu gestaltete Ausstellung an. Neben Bildern von Georgia O´Keeffe werden auch Bilder anderer Künstler gezeigt, die in die gleiche Zeitspanne fallen. Ein kurzer Film gibt zudem einen schönen Überblick über Leben und Werk der Künstlerin. Im Museums-Shop findet Geli ein schönes Armband, das mit muss. Ein Cappuccino und ein Muffin geben Kraft für einen Bummel durch die heute sehr volle Stadt. Die Art Show der Santa Fe Society of Artists bietet weitere künstlerische Einblicke. Auch den Schmuck und die anderen kunstgewerblichen Arbeiten der Indianer aus den umliegenden Pueblos auf dem überdachten Gehsteig des Palace of the Governors sehen wir uns heute wieder an. Von Santa Fe sind es nur wenige Kilometer bis zum Bandelier National Monument, wo in der Abgeschiedenheit des Frijoles Canyon Ruinen der Pueblo-Indianer zu finden sind, die von etwa 1200 bis 1600 hier gelebt haben. Wir sichern uns zunächst einen Stellplatz auf dem sehr schönen, zum Park gehörenden Juniper Campground und machen uns dann auf den Weg zu den Ruinen. Die Parkstraße führt von der Hochebene des Pajarito-Plateaus tief hinunter in das Tal des El Rito de los Frijoles (kleiner Fluss der Bohnen). Hinter dem Visitor Center, in dem es eine kurze Filmvorführung und ein Museum zu sehen gibt, beginnt der Main Loop Trail. Dieser Weg führt vorbei an den Ruinen von Kivas und mehrstöckigen Lang- und Rundbauten zu Höhlenwohnungen, die hier mit Anlehnhäusern kombiniert wurden. Stufenpfade und hölzerne Leitern ermöglichen die Erkundung der gut erhaltenen kleinen Quartiere in und an den Felswänden aus Tuffstein. Dieses Tuffgestein, aus dem das gesamte Pajarito-Plateau besteht, geht auf zwei gewaltige Vulkanausbrüche des Jemez-Vulkans vor über einer Million Jahren zurück. Eine bis zu 300 m dicke Schicht aus Vulkanasche bedeckte damals Tausende von Quadratkilometern. Im Laufe der Zeit verhärtete sich diese Vulkanasche zu den rosa Felsen aus Tuffgestein der heutigen Canyonwand. Durch Erosion wurden einst mit Gasen angefüllte Löcher freigelegt und bildeten damit den Grundstock für die Felsensiedlung der Pueblo-Indianer, die einige dieser natürlichen Löcher vergrößerten und als erste Wohnung benutzten. Ein wichtiger Teil der Pueblo-Kultur waren die Kivas, runde unterirdische Räume, die überwiegend religiösen Zeremonien dienten. Zwei dieser Kivas sind hier restauriert worden und erlauben so, da man das aus Holz und Erde bestehende Dach weggelassen hat, einen Einblick in diese Heiligtümer der Indianer. Die Tyuonyi-Ruine war einst ein zwei- bis dreistöckiger Pueblo-Bau mit bis zu 400 Räumen. Vom weiteren Verlauf des Weges hat man einen schönen Überblick über die als Rundbau angelegte Tyuonyi-Ruine, deren Errichtung vor etwa 600 Jahren begann. Zu dieser Zeit waren auch die Felsenwohnungen bewohnt und es ist nicht geklärt, nach welchen Kriterien die Wohnungen am Canyonrand oder auf dem Canyongrund vergeben wurden. Neben den vielen Felsenwohnungen, an denen der Weg vorbeiführt, steht das Talus-Haus, ein rekonstruiertes Anlehnhaus, von denen einige, teilweise drei oder vier Stockwerke hoch, an den Canyonwänden entlang gebaut waren. In einer als Kiva genutzten Felshöhle befinden sich Felszeichnungen der "gefiederten Schlange Awanyu", die Wasser symbolisiert und ein Rotgefärbtes Gesicht mit einer weißen Feder. An einer weiteren Höhlen-Kiva vorbei führt der Pfad zu einer Long House genannten Ruine, die über 200 m an der Canyonwand entlang läuft. Oberhalb dieser mehrstöckigen Siedlung haben die Indianer Felszeichnungen eingemeißelt, die aber nur schwer zu erkennen sind. Das letzte Ziel dieses ungefähr 4 km langen Weges ist das Alcove House, die sich 50 m über dem Canyonboden befindet. Über vier hölzerne Leitern erreicht man diese große natürliche Höhle, in der sich eine kleine Kiva befindet. Man glaubt heute zu wissen, warum sich die Indianer in diesem Gebiet ansiedelten und es nach 400 Jahre wieder verließen: Der Fluss sicherte die ganzjährige Versorgung mit Trinkwasser, die fruchtbare vulkanische Erde versprach gute Ernten, es gab reichlich jagdbares Wild und Material zum Wohnungsbau. Nach 400 Jahren intensiver Bewirtschaftung, des Holzschneidens und Pflanzensammelns und intensiver Jagd waren die Land- und Bodenschätze erschöpft und das Land konnte die Indianer nicht mehr ernähren. Nach und nach zogen die Bewohner in andere Gegenden ab und als die Spanier in den späten 1500er Jahren ankamen, waren die Siedlungen im Frijoles Canyon verlassen. Den Besuch des Bandelier National Monument sollte man so einrichten, dass man die Ruinen erst am Nachmittag besichtigt, da sie dann sehr schön von der Sonne beschienen werden. Wir sind nach zwei Stunden wieder am Auto und fahren zum Campingplatz zurück.

Montag, 05.10.2015: Heute ist es bedeckt und die Wolken hängen so tief, dass wir bei unserer Fahrt über den Jemez Mountain Trail, den Scenic Highway 4, teilweise sogar in die Wolken hinein fahren. Einen längeren Stopp machen wir in der Valles Caldera National Preserve. Diese 362 km² große Talschüssel illustriert, wie der Krater eines schlafenden Supervulkans rund 1,25 Millionen Jahre nach seinem ersten Ausbruch aussieht. Die damalige Eruption war so stark, dass riesige Gesteinsbrocken bis nach Kansas geschleudert wurden. Die Landschaft beheimatet New Mexicos größte Wapiti-Herde und ist sehr eindrucksvoll: Aus den weiten Wiesen ragen von Kiefern bewachsene Hügel wie Inseln empor. Wir können rund um das Besucherzentrum einige Präriehunde beobachten und machen bei der Fahrt durch das Tal weitere Fotostopps. Der Highway 4 führt uns durch eine schöne Gebirgslandschaft, in der die ersten Bäume anfangen sich herbstlich zu verfärben. In San Ysidro treffen wir auf den Highway 550 und fahren in Richtung Albuquerque weiter. Ganz in  der Nähe der Interstate 40 liegt im Tal des Rio Grande unser nächstes Ziel, die Coronado Historic Site. Sie schützt die Ruinen des Kuaua Pueblo, das kurz nach Ankunft der ersten Spanier in New Mexico aufgegeben wurde. Obwohl die Stätte nicht mit dem Chaco Canyon vergleichbar ist, gelten die Wandbilder in der uralten unterirdischen Kiwa als Paradebeispiele für prähispanische Wandkunst. Die Originalmalereien sind heute unter Glas im Visitor Center ausgestellt, während Repliken die eigentliche Kiwa zieren. Dargestellt sind verschiedene kachinas (Geisterboten) als Personifikation der Natur. Leider dürfen weder die Original noch die Repliken fotografiert werden. Am Nordrand von Albuquerque sehen wir uns den Bien Mur Indian Market an, den größten Markt der Südweststaaten, der sich in indianischem Besitz befindet. Hier wird Schmuck und Kunsthandwerk von allen indigenen Volksgruppen der Region angeboten. Anschließend fahren wir zum KOA Albuquerque Central Campingplatz, den wir für die letzten drei Nächte reserviert haben. Aufgrund der Albuquerque International Balloon Fiesta ist der Platz völlig ausgebucht. Wir richten uns ein und waschen unsere Wäsche. Morgen werden wir, sofern das Wetter mitspielt, versuchen, einige Heißluftballone auf die Speicherchips zu bannen.

Dienstag, 06.10.2015: Zum ersten Mal auf unserer Reise beendet heute der Wecker die Nacht und das schon um 5:00 Uhr. Wir wollen einen ersten Eindruck von der Albuquerque International Balloon Fiesta bekommen. Die ersten Ballone starten bereits um 6:00 Uhr und wir wollen das Spektakel vom Tal des Rio Grande aus verfolgen. Nach einigen Fehlversuchen finden wir schließlich trotz Dunkelheit den Alameda Rio Grande Open Space, eine Art Parkanlage direkt am Fluss. Es gibt sogar eine Brücke über den Rio Grande, die einen prima Aussichtspunkt abgibt. Der Himmel ist schließlich voller Ballone und einige Piloten folgen dem Lauf des Flusses, so dass wir sehr schöne Motive vor die Kameras bekommen. Wenn man nicht direkt auf den Festivalplatz, den Balloon Fiesta Park, fahren will, ist dieser Platz die erste Wahl. Als wir nach fast zwei Stunden zum Auto zurückkehren ist gerade ein Ballon auf dem Parkplatz gelandet und ein weiterer befindet sich im Landeanflug, so dass wir die Kameras noch einmal zücken. Im Auto gibt es dann (endlich) Frühstück. Nachdem wir noch ein paar Lebensmittel für die letzten Tage eingekauft haben, fahren wir zum Petroglyph National Monument westlich der Stadt. Die bedeutendste Landschaft dieses Parks ist die West-Mesa, eine dunkle, sich schlängelnde Linie eines 27 km langen Abhanges mit fünf vulkanischen Kegeln auf der Hochfläche. Das erst 1990 gegründete National Monument schützt die mehr als 20.000 Felsgravierungen, die sich in dieser Gegend befinden. Für die heutigen Pueblo-Indianer, deren direkte Vorfahren diese Zeichen in die schwarzen Felsen des vulkanischen Hanges graviert haben, ist dieser Park ein ganz besonderer Ort, eine heilige Landschaft, in der auch heute noch religiöse Zeremonien abgehalten werden. Die Mehrzahl der Felsgravierungen stammen aus der Zeit von 1300 v. Chr. bis 1650 n. Chr., sind zum Teil also über 3.000 Jahre alt. Außer den Felsgravierungen gibt es hier mehr als 100 archäologische Fundstätten, die dazu beitragen, 12.000 Jahre menschlicher Besiedlung entlang der West-Mesa zu beleuchten. Es mag viele Gründe für die Herstellung von Felsgravierungen gegeben haben, für Nicht-Indianer sind sie jedoch kaum zu verstehen. Wir wissen heute, dass diese Darstellungen weit mehr sind als reine Kunst oder Nachahmung der natürlichen Welt. Sie sind machtvolle kulturelle Symbole, die die komplexe Gesellschaft und Religion der Pueblo-Völker reflektieren. In den Gravierungen tritt eine endlos erscheinende Vielfalt von Zeichen auf: Tierfiguren, geometrische Formen, Masken, Spiralen und Sterne - aber das sie alle vereinigende Prinzip ist die Beziehung zur heiligen Geschichte der Pueblos. Wir fahren nach einem kurzen Besuch des Visitor Centers in den Piedras Marcadas Canyon, in dem zahlreiche Felsgravierungen zu finden sind. Der Trail ermöglicht, unterstützt von einem Faltblatt der Nationalparkverwaltung, die Erkundung der Gravierungen auf eigene Faust. Da wir uns bei unserem letzten Besuch einen anderen Teil des Parks, den Boca Negra Canyon, angesehen hatten, kommen wir so in den Genuss in einem bekannten Park etwas Neues zu sehen. Da sich ganz in der Nähe des Parks ein großer Wohnmobilhändler befindet, wollen wir die Gelegenheit nutzen und uns einige der riesigen rollenden Häuser ansehen. Ein Gewitterregen hindert uns zunächst am Aussteigen aber schließlich sind wir in der Ausstellungshalle mit den 200.000 bis über 300.000 $ teuren Wohnmobilen. Wir dürfen überall rein und uns ohne Begleitung in aller Ruhe umsehen. Von Wohnlandschaften in Leder, einem elektrischen Kamin bis hin zu Geschirrspüler, Waschmaschine  und Trockner ist alles da was das verwöhnte Camperherz begehrt. Der neueste Trend scheint ein Außen-Fernseher zu sein, der sich in einer gesonderten Stauklappe befindet, zusätzlich zu den 2-3 Fernsehern im Inneren natürlich. Wir fahren zurück zum Campingplatz, kaufen uns im Office ein leckeres Eis und entspannen uns noch etwas im Pool und Spa des Campingplatzes. Bis es uns zu kühl wird sitzen wir draußen und lesen und nach dem Abendessen gibt es noch mal einen Regenschauer. Heute gehen wir zeitig ins Bett, denn auch morgen steht wieder die Balloon Fiesta auf dem Programm.

Mittwoch, 07.10.2015: Wieder beendet der Wecker um 5:00 Uhr die Nacht. Heute ist der Ballon Fiesta Park unser Ziel. Um 6:30 Uhr steht ein Morning Glow auf dem Programm, bei dem bei am Boden verzurrten Ballonen auf einen Countdown die Brenner gezündet werden und die Ballonhüllen zum Glühen bringen. Eine halbe Stunde später folgt dann die Flight of the Nations Mass Ascension, ein Massenaufstieg von Heißluftballonen. Wir sind aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens gerade noch rechtzeitig zum Morning Glow auf dem Fiesta Park. Es ist ein großes, unbeschreibliches Spektakel, inmitten der Ballone zu stehen und die „Mass Ascension“, den Massenaufstieg mitzuerleben. Zwischen 7 und 9 Uhr können wir über 500 Ballone in den blauen Himmel entschweben sehen, der teilweise schon so aussieht, wie ein Highway zur Rush Hour. Jeder Aufstieg, besonders aber der der außergewöhnlich geformten Ballone, wird mit Applaus gefeiert und die Farbenpracht und Formenvielfalt sind schlichtweg überwältigend. Man kann sich praktisch permanent im Kreis drehen und hat immer wieder etwas Neues entdeckt. Dieser Massenaufstieg der Heißluftballone hat uns wieder genauso begeistert wie 1996, als wir es das erste Mal erleben konnten. Nachdem wir uns auch noch die Souvenirbuden angesehen und uns mit einem Breakfast-Burrito und einem Kaffee gestärkt haben, fahren wir in die Old Town von Albuquerque, das historische Zentrum der 1706 von Spaniern am Ostufer des Rio Grande gegründeten Stadt. Am Old Town Plaza, der von der 1792 erbauten Kirche San Felipe de Neri beherrscht wird, konzentrieren sich heute Souvenir- und Schmuckläden, Galerien und Restaurants. Doch Old Town hat mit typischen Bauten im Adobe-Stil (Baumaterial sind luftgetrocknete Lehmziegel), verwinkelten Höfen und winzigen Balkonen noch viel von seinem traditionellen Charme behalten. Unser nächstes Ziel, das Indian Pueblo Cultural Center wird von den 19 in New Mexico vertretenen Stämmen von Pueblo-Indianern unterhalten. Architektonisch stand das Pueblo Bonito im Chaco Canyon Pate für dieses Museum. Eine selbstgeführte Tour durch die Ausstellung bringt einem das Leben, die Sitten und Gebräuche, das Kunsthandwerk und die Geschichte der Pueblo-Indianer näher. Aufgrund der Balloon Fiesta gibt es heute auch noch Musik- und Tanzvorführungen, die ansonsten nur an den Wochenenden veranstaltet werden. In den zu dem Komplex gehörenden Geschäften wird anspruchsvolles indianisches Kunsthandwerk aller Art angeboten, ein Restaurant bietet indianische Gerichte. Auf dem Weg zum Campingplatz füllen wir die Tanks mit Benzin und Propan ein letztes Mal auf und entspannen anschließend im Pool und Spa. Ich versuche über das WLAN-Netz des Platzes unseren Check-In für morgen vorzubereiten, scheitere jedoch an der unstabilen Verbindung – dann muss es eben auch ohne gehen.

Donnerstag, 08.10.2015: Vorsichtshalber haben wir uns um 7:00 Uhr den Wecker gestellt. Nach dem Frühstück  packen wir unsere Sachen und machen das Auto sauber. Die restlichen Wasserflaschen und unser Waschmittel stellen wir in der Laundry zur Verfügung. Um 10:00 Uhr sind wir an der Vermietstation und geben nach genau 3.146,5 Meilen (5.063,8 km) das Auto zurück. Aufgrund der Schwierigkeiten werden uns die beiden Personal-Kits nicht berechnet, so dass wir 110 $ weniger zahlen müssen, was für uns in Ordnung ist. Eine halbe Stunde müssen wir auf das Taxi warten und sind um kurz nach 11:00 Uhr am Flughafen. Die Gepäckabgabe und die Sicherheitskontrolle klappen problemlos und wir haben noch Zeit zum Lesen und Surfen, bevor die erste Etappe unseres Rückfluges beginnt. Wir starten pünktlich und sind sogar etwas früher in Atlanta als geplant. Damit haben wir auch schon zwei der acht Stunden Zeitunterschied zu Deutschland wieder aufgeholt. Bei Starbucks holen wir uns zwei Café Latte und einen Bagel und bummeln dann langsam zu unserem Gate. Wenn wir hier losfliegen ist zuhause schon morgen und dieser Donnerstag wird damit zum kürzesten Tag der Reise.
 
Freitag, 09.10.2015: Diesmal wird der Flug von Air France durchgeführt, was sich deutlich am Sitzabstand bemerkbar macht. Bei KLM war es recht komfortabel, hier ist es extrem eng. Wir sehen uns beide je zwei Filme an und können auch noch etwas schlafen. In Paris haben wir dann gerade genug Zeit zum Umsteigen und es geht nahtlos weiter. In Hamburg müssen wir etwas auf den nächsten Kielius warten, der dann bis auf den letzten Platz voll wird. Um kurz nach 17:00 Uhr sind wir dann schließlich wieder zuhause. Wir fangen an auszupacken, sichten die Post und als wir dann schließlich im Bett liegen, sind wir seit über 30 Stunden auf den Beinen.

Eine wunderschöne und erlebnisreiche Tour ist damit zu Ende. . Das Besondere an dieser Reise ist, dass wir einige der angefahrenen Ziele vor fast 20 Jahren auf unserer 15monatigen Reise zuletzt besucht hatten. So ist es auch für uns eine Art Zeitreise in unsere eigene Vergangenheit gewesen.

 
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